Vom 19. bis zum 21. Jänner fanden in Kufstein die Runden 6 bis 8 in der 2. Bundesliga West 2023/24 statt. Hohenems fuhr dabei einen Sieg und zwei Niederlagen ein.

Am Freitag spielte Hohenems gegen Nachzügler Ranshofen, zu diesem Zeitpunkt punktelos zusammen mit Pradl und Bregenz am Tabellenende.

An Brett 1 besiegte FM Noah Fecker FM Patrick Bensch. Noah übernahm in der Eröffnung das Kommando und gab dieses nicht mehr ab. Benjamin Kienböck - an Brett 2 gegen Klaus Schwarzmeier spielend - fand sich mal wieder mit Weiß mit einem hochkomplexen Franzosen konfrontiert. Leider schwächte er seine Königsstellung nachhaltend und wurde überspielt - der schwarze Königsangriff kostete entscheidendes Material. Julian Kranzl profitierte gegen Wolfgang Kücher von von einem unglücklichen Übergang in ein Endspiel, in dem Küchers Bauernstellung entscheidende Lücken aufwies, was Julian im entstandenen Turmendspiel ausnutzen konnte. Kapitän Philipp Lins spielte gegen den Ewigjungen NM Josef Ager - Jahrgang 1939 und kein Bisschen schachmüde. Ager gilt das supersolide, konnte zuerst auch Philipps Anfangsdruck trotzen. Philipps Initiative war aber anhaltend, was ihm irgendwann eine Figur und den Sieg einbrachte. Leon Nussbaumer gewann in der Eröffnung gegen Alexander Stadler die Dame für zwei Leichtfiguren und Bauer. So ein Materialungleichgewicht ist immer sehr schwer zu spielen, entsprechend ging die Partie hin und her. Irgendwann sah sich Leon gezwungen auf Grund der gegnerischen Initiative einen Turm für zwei Bauern zu geben. Nun war aber Leon am Drücker, Stadler wickelte in eine halberzwungene Zugwiederholung ab. Bei Olga Kurapovas Partie gegen MK Gerhard Spiesberger schien alles in Richtung Remis zu laufen, Olga übersah aber ein Springerschach, was einen Bauernabtausch zur Folge hatte. Olgas Bauer war aber ein Funktionsbauer, der die gegnerischen Bauern zurückhielt. Ohne diesen fiel Olgas Stellung komplett zusammen.

In Summe gab es einen knappen, wichtigen 3.5-2.5 Sieg für Hohenems.

Tag 2 hieß der Gegner Royal Salzburg, Spitzenreiter der Liga.

FM Noah Fecker (gegen IM Jonas Hacker)

Leon Nussbaumer (gegen Markus Hinterreiter)

FM Noah Fecker sah sich gegen IM Jonas Hacker dazu gezwungen das Rochaderecht herzugeben. Die Stellung war aber durchaus okay und nach ein paar ungenauen schwarzen Zügen hatte Noah riesigen Vorteil. Hacker lieferte lange Widerstand, am Endergebnis änderte das jedoch nichts. Auch an Brett 2 war Hohenems erfolgreich, Benjamin Kienböck nahm FM Lars Goldbeck den vollen Punkt ab. Lange deutete jedoch nichts darauf hin, Goldbeck hatte großen Vorteil, später auch einen Bauern mehr. Mit dem verflixten 40. Zug - der letzte vor der Zeitkontrolle - stellte er aber eine Qualität und damit die Partie ein. Die Partie Julian Kranzl - FM Samuel Weber war lange völlig im Gleichgewicht. Nach einem ungenauen Turmzug fand sich Julians König aber plötzlich in einem Mattnetz gefangen, aus dem er sich nur durch Aufgabe einer ganzen Figur - und damit der Partie - befreien konnte. Philipp Lins kam gegen Simon Leeb mit Schwarz ganz ordentlich aus der Eröffnung heraus, aber je länger die Partie ging, um so stärker war der weiße Druck. Philipp verlor irgendwann einen Bauern, an der Stellung änderte das nichts, die weiße Initiative entschied die Partie. Leon Nussbaumers Partie gegen Markus Hinterreiter stand lange Spitz auf Knopf, mal stand Weiß, mal Schwarz besser. Irgendwann entstand ein Endspiel, in dem Leon eigentlich keine Gefahr mehr drohte. Er entschied sich aber zu einem folgeschweren Königsmarsch. Völlig unerwartet sah sich sein König dem gleichen Mattnetz wie ein paar Bretter daneben Julian konfrontiert. Und auch hier kostete es Figur und Partie. Olga Kurapova schien es gegen Irakly Lombadze am Brett zu haben Hohenems den Mannschaftspunkt zu sichern. Lombadze opferte in der Eröffnung unmotiviert und inkorrekt eine Figur. Olga tauschte Figur um Figur ab, das Endspiel Turm, Springer und drei Bauern vs. Turm und fünf Bauern schien eine sichere Sache für Olga zu sein. Die Verwertung stellte sich aber als komplizierter als erwartet heraus. Nach ein paar ausgelassenen Chancen entglitt Olga der halbe Punkt, Remis.

Schlussendlich stand einen knappe, unglückliche, 2.5-3.5 Niederlage zu Buche.

Am Sonntag bekam man es mit Absam zu tun, Verfolger Nummer 1 von Royal Salzburg und der große Favorit auf den Meistertitel. Die Aufstellung mit zwei Großmeistern und drei internationalen Meistern zeigte klar, wer sich mehr Hoffnungen auf einen Mannschaftssieg ausrechnen durfte.

Benjamin Kienböck gegen GM David Shengelia

Julian Kranzl gegen IM Darko Doric, im Hintergrund FM Noah Fecker gegen GM Borki Predojevic

Olga Kurapova gegen Philip Hengl, Leon Nussbaumer gegen IM Oliver Lehner

FM Noah Feckers Partie gegen GM Borki Predojevic schien nach der Eröffnung eigentlich völlig harmlos. Noah stand sehr solide und aktiv genug. Einzig die beiden weißen Läufer auf b2 und g2 machten Noah Sorgen. Völlig unerwartet wurde der harmlos auf b3 stehende weiße Bauer mit den Zügen b3-b4-b5 zum Matchwinner. Noahs auf c6 stehender Springer wurde verjagt und die schwarze Stellung brach zusammen. Noah ließ sich das nicht mehr zeigen und gab auf. Die Sensation des Wochenendes gelang Benjamin Kienböck gegen GM David Shengelia. Benjamin war nie in Gefahr, profitierte wohl etwas davon, dass Shengelia umd die Partie fortzusetzten das eine oder andere Risiko nahm. Es entstand ein Turmendspiel mit Mehrbauern für Benjamin, das bei genauer Verteidigung wohl zu halten gewesen wäre. Irgendwann musste der Großmeister einen einzigen Zug finden und verpasste diesen. Der schwarze König war abgeschnitten und konnte die Umwandlung von Benjamins Mehrbauern in eine Dame nicht mehr verhindern. Ein weiteres Indiz wieviel dieser Sieg wert ist: am Wochenende zuvor hielt Shengelia in der deutschen Bundesliga mit Schwarz ein Remis gegen Weltklassespieler GM Vincent Keymer (die aktuelle Nummer 17 der Welt). Auch in Julian Kranzls Partie gegen IM Darko Doric sah es lange Zeit nicht nach einem Sieg für den Favoriten aus. Im Gegenteil, es war Julian der mit Schwarz zu Zügel in der Hand hielt. Leider riss Julian etwas übermotiviert den Königsflügel auf und es war sein eigener König, der Probleme bekam. Die Schwächen in der schwarzen Struktur kosteten einen Bauern und die Partie. Bei Philipp Lins Partie gegen IM Sven Tica gab es ein ähnliches Bild. Philipp hatte die Initiative, wählte jedoch den falschen Plan wodurch sein König unter Beschuss geriet und Philipp entscheidend Material verlor. Eine supersolide Partie gelang Leon Nussbaumer gegen den langjährigen österreichischen Spitzenspieler IM Oliver Lehner. Mit Schwarz geriet er nie unter Bedrängnis, die weißen Versuche zur Aktivität vereinfachten die Stellung nur. Im Turmendspiel war es sogar Leon, der auf den vollen Punkt drückte. Lehner fand jedoch - im Gegensatz zu Shengelia - die richtigen Züge und die Partie endete in einem leistungsgerechten Remis. Olga Kurapova schien gegen Philip Hengl keine Probleme zu haben. Das Endspiel Turm und Läufer vs. Turm und Springer (bei je sechs Bauern) war sicher nicht schlechter für sie. Leider schwächte Olga ihre Bauernstruktur mit einem unbedachten Bauernvorstoß und die Stellung war nicht mehr zu halten.

Die 1.5-4.5 Niederlage war im Vorhinein zu erwarten, Benjamins und Leons Glanzstunden überwogen den Ärger über die eine oder andere vergebene Chance das Ergebnis vielleicht noch enger zu halten.

Vor den Schlussrunden (19. bis 21. April in Klaus) ist Hohenems auf Rang 8 im hinteren Mittelfeld zu finden. Vier Punkte Vorsprung auf Rang 9 schauen relativ komfortabel aus, es steht jedoch noch nicht fest, wieviele Mannschaften tatsächlich absteigen müssen. Im schlimmsten Fall - wenn in der 1. Bundesliga Schach ohne Grenzen, Zillertal und Götzis absteigen (die drei Mannschaften liegen nach Runde 6 auf den Plätzen 10 bis 12 am Tabellenende) - wäre Rang 8 der erste Abstiegsplatz. Hohenems hätte in diesem Fall aber wahrscheinlich den Joker des Landesligameisters in der Hinterhand.

Tabelle, Detailergebnisse und Partien:

https://chess-results.com/tnr794289.aspx?lan=0&art=0