Die 1. Bundesliga Saison 2022-23 hatte für den SK Hohenems kein Happy End: ein 2.5-3.5 gegen Schach ohne Grenzen (Tirol) in der 10. Runde besiegelte den Abstieg des Ligadinos. Eine Runde vor Schluss ist Hohenems auf dem 11. Platz einzementiert.

In der Saison 1994-95 gewann der SK Hohenems die Staatsliga B-West und konnte sich im folgenden Aufstiegsturnier gegen die anderen Staatsliga-B Meister durchsetzen und war damit ab der Saison 1995-96 in der Staatsliga A (ab 2003-04 1. Bundesliga) vertreten. Das Debüt erfolgte am 21. Oktober 1995 in Linz - der Einstand brachte einen 4-2 Sieg gegen SK Austria Collegialität. Am Spitzenbrett saß damals IM Valery Atlas. Valery sollte über die folgenden knapp drei Jahrzehnte ein Stammmitglied der Mannschaft bleiben. In 27 Saisonen spielte er 268 Partien für Hohenems. Es wird nicht viele Spieler geben, die mehr Partien in der höchsten österreichischen Spielklasse vorzuweisen haben, wenn es überhaupt jemanden gibt. In dieser Zeit erlebte die Staatsliga-/Bundesligamannschaft viele Höhen und Tiefen. Auf der einen Seite stehen die Meistertitel in den Saison 2003-04 und 2013-14, auf der anderen Seite ist man mehrmals dem Abstieg nur hauchdünn entgangen. Unvergessen bleibt da die Schlussrunde in der Saison 2002-03 (die Saison vor dem ersten Meistertitel), in der FM (damals MK) Günter Amann in der letzten Partie in der letzten Partie des Wettbewerbes überhaupt nach 70 Zügen ein Remisendspiel noch gewinne konnte und damit den Klassenerhalt sichergestellt hat.

In den letzten Jahren musste das "Eins" aber zunehmend kleinere Brötchen backen. Einerseits wurde die Konkurenz immer stärker, die Zahl der Top 100 Spieler der Weltrangliste, die an der Bundesliga teilnehmen, stieg rapide an. Andererseits stagnierten die finanziellen Möglichkeiten wodurch der Anschluss nicht gehalten werden konnte. Zuletzt war das Saisonziel immer mehr oder weniger gut mitspielen und mit dem Abstieg so wenig wie möglich zu tun haben. Dies gelang zuweilen noch, aber die Vorzeichen für diese Saison zeigten an, dass es heuer noch schwieriger als zuletzt werden würde. Einerseits war die Anzahl der "automatischen" Abstiegskandidaten vor der Saison auf tschaturanga beschränkt, andererseits war schon früh klar, dass es für die ersten beiden Sammelrunden, also die ersten acht von insgesamt elf Runden, schwierig werden wird eine Top-Mannschaft an die Bretter zu schicken - zu viele Absagen gab es.

So war klar, dass es einige entscheidende Wettkämpfe geben wird, aus denen man vier, besser fünf oder mehr Mannschaftspunkte holen muss. Leider verlor man drei Wettkämpfe mit dem knappsten aller möglichen Ergebnisse 2.5-3.5 - andererseits gelang gegen Grieskirchen ein, no na, 3.5-2.5. Dass im entscheidenden Duell gegen Schach ohne Grenzen den Emsern drei ehemalige Spieler der Grafenstädter gegenübersaßen (GM Arik Braun spielte in 7 Saison 30 Partien für Hohenems, GM Marco Baldauf in 8 Saisonen 45 Partien und IM Maximilian Berchtenbreiter in seiner Saison zwei Partien) ist keine Ironie des Schickals sondern ebenso ein kurioses Detail am Rande wie der Fakt, dass der Abstieg an dem Ort passiert ist, an dem Hohenems die ersten Staatsligapartien spielte (in Linz).

Wohin die Reise der Spitzenmannschaft des SK Hohenems geht - sofortiger Wiederaufstieg, Fahrstuhlmannschaft oder neuer Stammgast in der 2. Bundesliga - wird die Zukunft zeigen. Fakt ist, dass Stand 14. April 2023 erstmals seit den 1980er Jahren die Nummer 1 im Vorarlberg nicht mehr Hohenems heißt. Götzis konnte sich früh aller Abstiegssorgen entledigen und kann dieses Wochenende völlig ohne Druck spielen.

Bericht über die letzten drei Runden folgt

Detailergebnisse, Tabelle und Partien:

https://chess-results.com/tnr634528.aspx