Wer ein richtiger Schachspieler werden will, muss auf jeden Fall durch die Leutascher Knochenmühle durch, möglichst mehrmals. Hohenems konnte auch in diesem Jahr dem Ruf von Turnierchef Gerhard Neurauter nicht widerstehen und trat gleich mit drei mehr oder weniger bunten Teams an. Die einen mahlten ordentlich mit, die anderen wurden mehr gemahlen. Special Guest im Team von Hohenems 1 war heuer Dieter Pilz vom Schachklub Absam. Zusammen mit Valery und Dmitry Atlas sowie Guntram Gärtner gelang ihm eine sehr starke Vorstellung. Er erspielte sich 21 von 28 möglichen Punkten und gewann im A-Finale die Brettwertung auf Brett 3. Aus der recht ausgeglichen und stark auftrumpfenden Mannschaft (G. Gärtner 20,5 Punkte, D. Atlas 19 Punkte) ragte Valery Atlas noch heraus. Valery holte sagenhafte 23 Punkte und erzielte damit eine Quote von 82 %. Im Finale spielte er einige spektakuläre Partien und besiegte u.a. die beiden GM's Michael Hoffmann und Peter Enders. Mit 10 aus 13 musste er sich in der Brettwerung auf Brett 1 nur dem tschechischen Großmeister Tomáš Polák geschlagen geben, gegen den er die einzige Niederlage in 28 Runden einstecken musste. Im Bild Hohenems 1 gegen Bann 1 in der letzten Runde des A-Turniers. Rang 4 war zu diesem Zeitpunkt bereits sicher. Turniersieger wurde mit nur einem halben Punkt Vorsprung Schenkbach vor Zlin (Tschechien) und Erfurt. Hohenems war die einzige österreichische Mannschaft im A-Finale.

 

Eher zu den Opfern der Leutascher Knochenmühle zählte die frisch aus der Taufe gehobene Spielgemeinschaft Lustenau/Hohenems ("Lustenems") mit Rainer Bezler, Klaus Doskocil (Lustenau) sowie Robert Sandholzer und Reinhard Kuntner (Hohenems). Der Motor in der vielleicht schwersten Vorgruppe C ist jedenfalls nie so richtig angesprungen. Das sicher scheinende Ziel, Qualifikation für die Finalgruppe B wurde dann auch meilenweit verfehlt. Statt des erhofften, gemütlichen Sonntag Vormittags hieß es zur Strafe früh aufstehen und sich in Finalgruppe C abmühen. Doch auch in diesem Finale kamen die Spieler nie richtig in Fahrt oder erlitten einen der in Leutasch gefürchteten Einbrüche. Immerhin gelang mit Rang 6 (Gesamtrang 34) der Vorstoß in die Preisränge und als Trost fand ein Fässchen Bier samt Tiroler Speckjause seinen Weg über den Arlberg. Die wack'ren Mannen sind derweil immer noch am rätseln. War wirklich die Vorgruppe C so stark? War es das Alter, das sich da und dort schon bemerkbar macht? Oder war die ungewöhnliche Wortschöpfung für diese temporäre Fusion zweier Vorarlberger Traditionsvereine (die nebenbei bemerkt bei dem einen oder anderen Gegner für ordentliche Verwirrung sorgte) schuld? Die genaue Ursache wird wohl nie mehr ganz feststellbar sein. Bild von links nach rechts: Reinhard Kuntner, Robert Sandholzer, Klaus Doskocil, Rainer Bezler.

 

Zum zweiten mal (nach 2009) suchten auch die Nussis die große Herausforderung Leutasch. Leon, Laslo, Patrick und Christoph haben in diesem Schachmarathon alles gegeben und sich gegenüber 2009 gewaltig gesteigert. Es gibt keinen besseren Beweis als diesen, der zeigt wie sehr in der Jugendarbeit was weiter gegangen ist. Der Vergleich:

Team Nussi 2009: 14,5 Punkte (Vorrunde und Finale)

Team Nussi 2011: 39,5 Punkte (Vorrunde und Finale)

das ist eine Steigerung um 270 % !!

Hauptverantwortlicher dafür war Patrick (noch 10 Jahre jung), dem Schnellschach offenbar besonders liegt und der in der Vorrunde unglaubliche 9,5 Punkte und im Finale nochmals 7,5 Punkte holte. Dabei gelang es ihm in der Vorrunde Dieter Pilz (Hohenems 1, ELO 2330) eine seiner 3 Niederlagen (aus 28 Partien) beizufügen. Aber auch sonst kam so mancher Gegner mit deutlich über 2000 ELO Punkten aus dem Staunen und Schwitzen nicht heraus und um eine Niederlage nicht herum. Laslo spielte mit 11,5 Punkten ein solides Turnier. In der Begegnung mit Guntram Gärtner hatte er nur knapp das Nachsehen und erhielt zurecht von Hohenems' erstem und bisher einzigem hausgemachten Internationen Meister ein dickes Lob für diese Partie. Leon hielt sich an Brett 1 vor allem in der Vorrunde noch recht tapfer, im Finale war dann aber die Luft heraußen. Viele Spieler mussten das im laufe der Zeit schon erfahren: die Leutascher Knochenmühle kann grausam sein! Die Liste der Opfer ist lang. Christoph erging es ähnlich. Nach eigenen Worten (die ich als Beobachter nur bestätigen kann) waren aber in etlichen Partien durchaus sehr gute bis gewonnen Stellungen vorhanden, der Mangel an Spielroutine und die knappe Bedenkzeit verhinderten dann aber oft, dass der Punkt auch eingeschrieben werden konnte. Fazit: trotz einer gewaltigen Leistungssteigerung blieb nur der vorletzte Platz, der aber nur eines beweist: es gibt in Leutasch keine schwachen Mannschaften mehr. Zu sehr ist der Weg von und nach Leutasch mit den Opfern der Knochenmühle gepflastert, die sich irgendwann nicht mehr aufraffen konnten am härtesten Mannschafts-Schnellschachturnier Mitteleuropas (manche meinen nicht zu unrecht der ganzen Welt) teilzunehmen. Doch nur die Härtesten der ganz Harten kommen durch! Für wahre Schächer gilt selbstverständlich vor und nach Leutasch der alte Wahlspruch, dass höchstens ein Brief aufgegeben wird.

Turnierdirektor und Ikone Gerhard Neurauter lud bei der Siegerehrung bereits für das Jubiläumsturnier 2012. Er kündigte allerdings auch an, dass nach 30 Jahren Leutasch Schluss sein wird, es sei denn, es findet sich ein Nachfolger. Viele treue Schachjünger (nahe 100 % der Teilnehmer), die in den letzten 28 Jahren immer wieder nach Leutasch gepilgert sind würde das sicherlich ins Unglück stürzen. Ein paar wenige werden vielleicht auch aufatmen können und sagen: endlich, Schluss mit der Tortur!

Ergebnisse im Detail

Bilder aus Leutasch

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