Vom 17. bis zum 19. Jänner fanden in Kufstein die Runden 6 bis 8 der 2. Bundesliga-West Saison 2024/25 statt und Hohenems brillierte dort mit drei weiteren vollen Erfolgen gegen Ranshofen, die Spielgemeinschaft Kufstein/Wörgl und Absam und liegt makellos an der Spitze.

Am Freitag traf Hohenems auf Ranshofen. Ein Blick auf die Elozahlen der Spieler ließ leise auf einen Erfolg hoffen.
An Brett 1 traf IM Fabian Bänziger auf FM Patrick Bensch. Fabian hatte nach der Eröffnung etwas die Initiative die er in ein leicht besseres Endspiel umwandelte. Fabian knetete und knetete und nach der Zeitkontrolle wurde der Vorteil deutlich größer und war schließlich entscheidend.
An Brett 2 profitierte FM Johannes Mundorf mit Schwarz gegen FM Martin Riediger davon, dass sein Gegner in einer Abwicklung einen Zwischenzug übersah und gewann dadurch eine Qualität. Johannes war zwar zwischendurch gezwungen diese wieder zurück zu geben, hatte dafür aber einen starken Freibauern erhalten. Nach einem unüberlegten Schach Riedigers war die weiße Stellung nicht mehr zu halten.
Neo-FM Benjamin Kienböck spielte an Brett 3 gegen Klaus Schwarzmeier und lieferte eine Partie wie aus einem Guss ab. Benjamin opferte in einer Slawisch-Stellung einen Bauern für zuerst "nur" Initiative. Der schwarze König war jedoch dazu verdammt in der Brettmitte zu verweilen während Benjamin seine Majestät längst in Sicherheit gebracht hatte. Dies erwies sich langfristig als tödlich, als die schwarze Dame verloren ging gab Benjamins Gegner auf.
FM Fabian Matt kam mit Schwarz gegen Wolfgang Kücher ziemlich ins Schwitzen, vor Fabians König marschierte eine bedrohlich wirkende Bauernarmada auf. Kücher ließ jedoch den tödlichen Vorstoß aus und irgendwann wurden die Bauern dann so schwach, dass einer nach dem anderen fiel und es schließlich Fabian war, der den entscheidenden Angriff setzen konnte.
Teamcaptain Philipp Lins hatte gegen Alexander Stadler aus der Eröffnung heraus angenehmes Spiel. Als Stadler taktisch versuchte seine Probleme zu lösen fand Philipp die richtige Antworten und verblieb mit viel Mehrmaterial das er gemütlich in einen vollen Punkt verwerten konnte.
Olga Kurapova bekam es mit dem Senior der 2. Bundesliga, dem 86-jährigen Josef Ager zu tun. Ager zeigte in dieser Partie dass er noch kein Bisschen schachmüde und immer noch sehr gefährlich ist. Olga wählte einen etwas inkorrekten Abtausch zwei Leichtfiguren vs. Turm und Bauer. Irgendwann entstand dann das bekannt schwierige Endspiel Turm + Läufer vs. Turm, allerdings in einer denbkar schlechten Konstellation für Olga. Laut Datenbank wäre das Endspiel einen Zug lang haltbar gewesen, am Brett nach 5 Stunden Spielzeit war dies aber nicht nachzuweisen.
Das Endergebnis stand ein 5-1 Sieg zu Buche.

Am Samstag gegen die Spielgemeinschaft Kufstein/Wörgl schienen die Trauben ungleich höher zu hängen, es war ein offener Wettkampf zu erwarten.
IM Fabian Bänziger zeigte sich mit Schwarz gegen IM Patrick Zelber kämpferisch und griff zur französischen Verteidigung. Zelbel selber war auch auf Sieg eingestellt und griff zur ambitionierten Vorstoßvariante. Fabian opferte zuerst einen dann zwei Bauern für Figurenspiel und die Stellung wurde für Weiß immer schwieriger korrekt zu spielen. Irgendwann war die weiße Koordination komplett gebrochen und eine Figur und die Partie ging verloren.
FM Johannes Mundorf versuchte es gegen den Südtiroler Angriffsspezialisten IM Alexander Bertagnolli ebenfalls mit einem Bauernopfer. Auch in Johannes Fall schien dies nicht unberechtigt zu sein, das Läuferpaar und etwas Druck am Damenflügel gaben vollen Kompensation. Bertagnolli sah sich schließlich gezwungen den Bauern zurückzugeben. Allerdings bekam dann Bertagnolli Spiel und Johannes griff daneben wodurch der schwarze Angriff entscheidend war.
FM Benjamin Kienböck ging gegen FM Alexander Dehlinger auch mit Schwarz "auf Tutti". Nach komplexen Abwicklungen entstand ein Damenendspiel mit Turm vs. Springer und zwei Bauern, Benjamin gelang es die Damen zu tauschen und die Mehrbauern zurückzuholen. Der Rest war dann nur noch Formsache.
FM Fabian Matt lancierte gegen FM Siegfried Neuschmied fast aus der Eröffnung heraus einen Angriff auf der h-Linie gegen den gegnerischen König, der nur durch großen Materialverlust verteidigbar war. Mit Turm und Läufer weniger sah sich der gegnerische Kapitän gezwungen die Waffen zu strecken.
Bei der Partie FM Jochen Maurer gegen Philipp Lins entstand schnell eine Stellung bei der praktisch die ganze Bauernstruktur blockiert war mit Ausnahme der a-Linie, die unter Philipps Kontrolle war. Auf der Gegenseite drohte Maurer immer auf der h-Linie eine Figur für Angriff zu opfern. Als Maurer dann diese Option zog hätte Philipp kühlen Kopf behalten müssen und sich auf seine Trümpfe verlassen, er nahm jedoch das Opfer an und verlor die Dame und damit die Partie.
Am letzten Brett verleibte sich Olga gegen Jonas Engesser früh einen Bauern ein. Engesser versuchte taktisch den Bauern zurückzuholen, was aber nicht gelang. Es entstand ein Endspiel mit zwei verbundenen gedeckten Freibauern, die Olga sicher ins Ziel brachte.
Es stand somit ein weiterer Sieg fest, dieses Mal hieß es 4-2 für Hohenems.

Am Sonntag ging es zum Abschluss des Wochenendes gegen Absam. Dieses Mal war elomäßig die Rollenverteilung klar zu Ungunsten der Emser.
In der Partie IM Fabian Bänziger gegen IM Darko Doric verschwanden sehr früh alle Figuren mit Ausnahme je eines Läufers vom Brett. Da diese Läufer auf ungleichfarbigen Feldern unterwegs waren kam es bei der erstbesten Möglichkeit zum Friedensschluss.
FM Johannes Mundorf kam gegen IM Sven Tica unter starken Druck. Johannes fand keine bessere Lösung als in ein Turmendspiel mit Minusbauern abzuwickeln. Entgegen Siegbert Tarraschs Aussage sind (in diesem Falle leider) nicht alle Turmendspiele Remis, Tica brachte den vollen Punkt für Absam sicher in trockene Tücher.
FM Benjamin Kienböck machte sein Wochenende perfekt (und steht nach 8 Runden mit 8 vollen Punkten da). Gegen FM Mario Muskardins beschleunigten Drachen wählte er einen Maroczy Aufbau und hatte die schwarze Stellung sicher unter Kontrolle. Irgendwann wagte Muskardins Dame einen Ausflug in die gegnerische Bretthälfte, geriet dabei aber in Gefangenschaft.
Die längste Partie des Tages spielte FM Fabian Matt gegen Philip Hengl. Früh musste Fabian einen Bauern "spucken", auch er versuchte ein Remis über ein Turmendspiel zu erreichen. Er war damit allerdings erfolgreicher als Johannes, nach 77 Zügen konnte Fabian (in vielleicht kritischer Stellung) erfolgreich Zugwiederholung und damit Remis reklamieren.
Philipp Lins spielte gegen FM Werner Dür wie üblich die englische Eröffnung. Nach den für diese Eröffnung gewöhnlichen Manövern und Abtäuschen blieb plötzlich ein freier c-Bauer übrig. Und Philipp schob diesen langsam von c4 auf c5 dann auf c6 und schließlich auf c7. Das Umwandeln auf c8 ließ sich Dür nicht mehr zeigen.
Keine Probleme mit ihrem favorisierten Gegner Michael Gerhold hatte Olga Kurapova, sie gewann einen Bauern am Damenflügel und hatte erstklassige Gewinnchancen. Aus mannschaftstaktischer Sicher entschloss sich Olga aber die Friedenspfeife zu rauchen.
In Summe ergab das einen vielleicht unerwarteten aber dafür umso erfreulicheren 3.5-2.5 Sieg.

Nach 8 von 11 gespielten Runden liegt Hohenems mit dem Punktemaximum von 16 Punkten an der Tabellenspitze, allerdings dicht gefolgt von den Tiroler Mannschaften Schach ohne Grenzen und Jenbach mit jeweils 15 Punkten. Ende März finden in Lustenau die Schlussrunden statt, Hohenems hat es dabei noch mit den beiden Verfolgern zu tun.

Tabellen und Partien: https://chess-results.com/tnr966389.aspx?lan=0&art=0