Die Bundesligasaison 2011/12 ist zu Ende. Für Hohenems war es die siebzehnte in ununterbrochener Reihenfolge. Grund genug, ein paar Fragen zu stellen und sich zu überlegen, wie es weiter gehen soll. Aus Vereinsmeiers Sicht, aber vielleicht auch aus der Überlegung, was denn die österreichische Schachszene von dieser Bundesliga hat.
Eins scheint klar zu sein. Die österreichische Schachbundesliga hat von ihrer Anziehungskraft nichts, aber auch gar nichts verloren. Seit gestern steht fest, dass mit Absam, Husek Wien und Union Ansfelden drei bestens bekannte Teams die Rückkehr ins Oberhaus geschafft haben. Husek und Ansfelden sind ehemalige Meisterteams, Absam konnte sich bisher meist nur ein, zwei Saisonen halten, doch dürfte kein anderer österreichischer Verein so oft der Versuchung erlegen sein, es wieder einmal "oben" zu versuchen. Mit Zwettl und Feffernitz konnten sich zuletzt zwei Neulinge halten. St. Veit hat bereits seine dritte Saison überstanden und schickt sich an, in den Kreis der Etablierten aufzurücken. Die sechs Platzhirsche, die scheinbar durch gar nichts von ihren saftigen Weidegründen in der Bundesliga zu vertreiben sind, belegten denn auch die Ränge 1 bis 6 in der eben abgelaufenen Meisterschaft: Meister Baden, Jenbach, Wulkaprodersdorf, Fürstenfeld, Maria-Saal mit Österreichs Nummer 1, Markus Ragger (Bild rechts) und Hohenems.
Die wichtigsten Fragen, die sich aufdrängen sind:
- Verdient das starke Geschlecht eigentlich zurecht diese Bezeichnung, nachdem die Männer in der Bundesligasaison 2011/12 keine 50 % zusammen gebracht haben?
- Muss man sich um die Österreicher in der Bundesliga wirklich solche Sorgen machen, nachdem Spieler dieser Föderation immerhin am zweit häufigsten eingesetzt wurden und dabei beinahe 100 Punkte einstreifen konnten?
- Stimmt es, dass Vereine die keine oder kaum österreichische Spieler einsetzen sich größter Abstiegsgefahr aussetzen?
Aber schön alles der Reihe nach. Fangen wir mit einer Analyse der Saison aus Hohenemser Sicht an. Selten war die Ausgangslage vor Beginn der Meisterschaft so unübersichtlich wie heuer. Die Meldelisten sagen ja nicht alles. In den zwei Jahren davor waren wir längere Zeit in den Abstiegskampf verwickelt. So versucht man vor Beginn einer Saison zwangsläufig zunächst die drei Abstiegskandidaten ausfindig zu machen, in der Hoffnung sich nicht selbst unter den Kandidaten zu finden. Nur, diesmal drängte sich keiner so richtig auf. Dass Kufstein am Ende fast gar nichts gelingen würde war von vorne herein überhaupt nicht klar. In Bestbesetzung (in der der Aufsteiger nie gespielt hat) hätte die Mannschaft für viele andere Teams gefährlich werden können. Kurz und gut, mathematisch bzw. auf Prof. Elo ließ sich kein Optimismus begründen. Um ehrlich zu sein, da musste diesmal schon eine ordentliche Portion Zweckoptimismus her beziehungsweise die Hoffnung, das schon alle ihr Leistungsvermögen ausschöpfen würden. Jedenfalls wurde die Devise "vorderer Mittelfeldplatz" ausgegeben.
Dann lief es in Wien schon einmal ganz gut an. Endlich wieder ein guter Beginn nach zwei schlechten Startrunden 2009/10 und 2010/11. Sogar ein Traumstart mit 3 Mannschaftssiegen und dem Punktemaximum war möglich, alleine Caissa schaute für einen Moment weg. In den Runden 4 bis 7 in St. Veit ging der Lauf weiter. Drei von vier Wettkämpfen konnten gewonnen werden, der Abstieg kam mit 10 Mannschaftspunkten auch theoretisch für uns nicht mehr in Frage. Als Drittplatzierter fuhren wir zu den Schlussrunden nach Jenbach und "darf´s a bisserl mehr sein" sprach zwar niemand laut aus, doch Denkverbote gab es bei uns noch nie. Mindestens das Halten des dritten Platzes und die EC-Qualifikation war schon fest eingeplant. Wie sich hinterher herausstellte, hätten dafür 3 Mannschaftspunkte genügt. Geworden ist es nur einer, wir waren uns einig, dass diese Runde trotz vieler guter Einzelleistungen am besten so schnell wie möglich zu vergessen ist. Geblieben ist der 6. Rang (immerhin wieder einmal ein Platz in der oberen Tabellenhälfte) und die Erkenntnis, dass wir offensichtlich ein Kärntnen-Problem haben. Nach St. Veit (in Wien), Maria-Saal (in St. Veit) gab für uns auch in Jenbach gegen Feffernitz nichts zu holen. Die Ursachen dieses Problems sind bis dato schleierhaft, wir ersuchen um zweckdienliche Hinweise. Nach der Jenbacher Runde, in der uns lediglich ein einziger Sieg aus 24 Partien gelang habe ich mir die Frage gestellt, ob wir das Adrinalin eines Abstiegskampfs brauchen.
Trotzdem, in Summe war es keine schlechte Saison. 35 Brettpunkte (+4) oder mehr sind uns bisher in 16 Saisonen nur 7 mal gelungen. Das Geheimnis war, dass Hohenems eine sehr ausgeglichene Mannschaft hatte, niemand fiel von der Rolle, Georg Fröwis hatte mit 4 aus 9 (-1) das "schlechteste" Ergebnis, allerdings war es auch sein bisher bestes aus mittlerweile auch schon 4 Saisonen. Alle anderen waren ausgeglichen oder leicht positiv. Valery Atlas spielte seine 17. Saison in der Bundesliga und holte genau 5 Punkte aus 10 Partien bei nur einer Niederlage. Kein anderer Spieler in der Bundesliga saß in den letzten 17 Jahren auch nur annähernd so oft am Brett. Valery spielte 182 Partien, pausierte nur in 5 Runden und steuerte seinem Team dabei 88 Punkte bei. Das ist Liga-Rekord. Geradezu eine Auferstehung gelang Milan Novkovic mit 6 Punkten aus 11 Partien nach einjähriger Bundesliga-Abstinenz. Er machte damit die völlig misslungene Saison 2009/10 (1 aus 7) mehr als wett. Solide 50 % (5 aus 10) gelang Marco Baldauf. Auf unsere GM's war ebenfalls Verlass. Alexander Naumann, Falko Bindrich und Michael Bezold kamen in jeweils einer Sammelrunde zum Einsatz und bilanzierten alle ausgeglichen. Je zwei lange Schachwochenenden im Einsatz waren David Baramidze und Ed Rozentalis. Ed ließ dabei sein schlechtes Ergebnis aus dem Vorjahr mit 5 Punkten aus 8 Partien vergessen. Arik Braun kam heuer nicht zum Einsatz. Oldie Guntram Gärtner spielte in der ersten Runde und gab sich darauf hin mit seinen 100 % zufrieden. Für Guntram war es die 15. Saison. Er hat nach Valery Atlas mit Abstand die zweit meisten Partien für Hohenems gespielt und steht in der ewigen Erfolgsbilanz auf Platz 2. Nur GM Jan Gustafsson (er spielte heuer seine zweite Saison für Jenbach) hat ein noch besseres Plus-Ergebnis.
In den siebzehn bisher gespielten Saisonen brachte Hohenems in Summe 32 Spieler in 1122 Partien zum Einsatz. Dabei lautete das Gesamtergebnis 584,5 : 537,5 (+47). 278 Partien wurden gewonnen, 613 endeten remis und 231 gingen verloren. In 187 Bundesliga-Kämpfen ging Hohenems 80 mal als Sieger vom Brett. 42 mal endete das Match 3:3 unentschieden und 65 mal mussten wir uns geschlagen geben. Mit keinem anderen Team als mit Fürstenfeld hat Hohenems so oft die Klingen gekreuzt: 14 mal gab es meist recht blutige Auseinandersetzungen. Trotz des 5:1 heuer ist die Gesamtbilanz mit 5 Siegen, 2 Unentschieden und 7 Niederlagen (40,5 : 43,5) negativ. Am zweit meisten spielten wir gegen Klagenfurt (12 mal), das seit einigen Jahren der 1. Bundesliga nicht mehr angehört und gerade heute bedauerlicherweise aus der 2. Bundesliga Mitte abgestiegen ist. In den 17 Jahren saßen wir 39 verschiedenen, gegnerischen Teams gegenüber. Für einige waren es nur kurze Gastspiele in Österreichs höchster Spielklasse, gegen andere kam es immer wieder zu heißen Auseinandersetzungen.
Gesamtbilanz aller heuer eingesetzten Spieler des SK Hohenems (nach 17 Spielsaisonen)
| Name | Saisonen | Partien | Siege | Remis | Niederlagen | Punkte | +/- |
| Valery Atlas | 17 | 182 | 37 | 102 | 43 | 88 | -6 |
| Guntram Gärtner | 15 | 123 | 31 | 75 | 17 | 68,5 | +14 |
| Milan Novkovic | 11 | 97 | 24 | 47 | 26 | 47,5 | -2 |
| Alexander Naumann | 11 | 61 | 17 | 38 | 6 | 36 | +11 |
| Michael Bezold | 11 | 53 | 17 | 27 | 9 | 30,5 | +8 |
| David Baramidze | 7 | 64 | 17 | 36 | 11 | 35 | +6 |
| Ed Rozentalis | 5 | 29 | 5 | 20 | 4 | 15 | +1 |
| Georg Fröwis | 4 | 36 | 6 | 15 | 15 | 13,5 | -9 |
| Marco Baldauf | 3 | 24 | 6 | 9 | 9 | 10,5 | -3 |
| Falko Bindrich | 1 | 4 | 1 | 2 | 1 | 2 | 0 |
Der Titelkampf: Baden und Jenbach haben nie mit weniger als 5 GM`s gespielt. In der direkten Auseinandersetzung wurden IM`s (geschweige denn noch größere Patzer) überhaupt nicht geduldet. Folgerichtig marschierten die beiden meist mit Jenbach an der Spitze dem restlichen Feld voran. Die erste Niederlage nach 34 Runden wurde dann Jenbach ausgerechnet kurz vor dem Zieleinlauf in Runde 11 und vor heimischem Publikum noch zum Verhängnis. Baden fing den Meister auf der Ziellinie ab und setzte sich zum zweiten mal die Krone auf. Und da wurden dann auch Emotionen gezeigt. Von wegen abgebrühte Profis, die nur des Geldes wegen spielen. Da ging eine ehrliche Welle der Begeisterung durch die gesamte Mannschaft. Und zu Jenbach ist zu sagen: willkommen in der Gemeinschaft der Sterblichen, nach zwei Saisonen ohne Punkteverlust haben ja schon manche geglaubt, ihr seid aus Metall und Drähten. Aber das Übertreffen Eures Rekordes dürften die älteren Semester unter uns Schachverrückten nicht mehr erleben, dieser Rekord wird Euch lange bleiben.
Den dritten Platz, den wir eigentlich gerne haben wollten, schnappten uns die Schachfreunde Berlin ... ähhmm, tssssssss ... Wulkaprodersdorf weg. Jetzt hab ich mich doch verplappert, aber solange Friedrich Volkmann, Anna-Christina Kopinits oder Veronika Exler gespielt haben, wäre mir ja nicht im Traum dieser Gedanke gekommen, doch in den Schlussrunden war die Transformation dann perfekt und da nützte dann auch heftiges Wegschauen nichts mehr. Dabei ist es mir jetzt einmal ein starkes Bedürfnis mich als heimlicher Verehrer, wenn nicht Bewunderer des Deutschen Bundesligateams und besonders dessen 2. Vorsitzenden (lt. http://sfr-berlin.de/vorstand/) zu outen. Nichts für ungut. Es lebe die Spielfreiheit, jeder Verein definiere sein Ideal selber und es ist für jeden Verein wohl so in Ordnung wie es ist. Persönlich habe ich immer die Meinung vertreten, dass, solange menschliche Wesen am Brett sitzen, die Sache in Ordnung ist. Bei Jenbach war ich mir dann irgendwann nicht mehr sicher, aber jetzt ist diese Frage ja auch geklärt.
Alle anderen Teams außer den ersten Dreien und wir selbst erlebten in diesem Jahr ein Auf- und Ab, das Spielern und Coaches wohl auch so manches graue Haar wachsen ließen. Fürstenfeld und Maria-Saal hatten ein gutes Schlusswochenende und konnten uns Dank Kufsteiner Schützenhilfe noch überholen. Maria Saal, in der Österreicher-Tabelle immer klar an erster Stelle ging auf Nummer sicher und spielte diesmal "nur" mit drei Österreichern, einer Quote allerdings von der viele nur träumen können.
Die Aufsteiger Zwettl und Feffernitz sicherten sich den Klassenerhalt durch Siege erst in der letzten Runde, mussten ansonsten aber einen Spießrutenlauf, ständig das Abstiegsgespenst im Nacken, hinter sich bringen. Beide Teams hatten letztlich genug Qualität, jedes auf seine Art. Feffernitz musste sich allerdings in den letzten 4 Runden gehörig strecken und nur in Bestbesetzung und mit fremder Hilfe (Fürstenfelds Sieg gegen Salzburg) gelang der Sprung auf den rettenden 9. Platz.
St. Veit läutete mit dem völlig überraschenden 3:3 in Runde 8 gegen Jenbach die Hatz auf den Meister ein und war damit nicht unwesentlich an dessen letztlichem Fall beteiligt. Erstaunlich, dass dieses Ergebnis mit der an diesem Wochenende objektiv schwächsten Aufstellung zustande kam. Insgesamt wechselten bei St. Veit Licht und Schatten in dieser Saison recht häufig und schnell, wie für manch anderes Team auch. Der Klassenerhalt wurde mit dem Pflichtsieg über Kufstein/Wörgl in Runde 10 sichergestellt.
Von SIR Bernhard Glatz Salzburg, Pöchlarn/Mauerbach und Kufstein/Wörgl verabschiedet sich die Liga, zumindest vorübergehend. Pöchlarn schien nach 7 Runden mit 8 Mannschaftspunkten fast schon aus dem Schneider, doch in Jenbach blieben die Mannen um Robert Gattermayer auf diesen 8 Punkten sitzen. Zunächst wurde in Runde 8 ein enges Match gegen Wulkaprodersdorf denkbar knapp verloren und dann fehlten in den letzten zwei Runden auch noch Pähtz und Farago. Bei Salzburg hatte man lange das Gefühl, dass es reichen müsste. Mit einem Niclas Huschenbeth auf Brett 1 in den entscheidenden Schlussrunden hätte es vermutlich auch gereicht. Kufstein/Wörgl lag als einziges Team recht bald hoffnungslos am Tabellenende. Die beiden 0:6 gegen Jenbach und Baden hintereinander gaben den Rest, es ist nur zu hoffen, dass die Nachwirkungen nicht allzu lange anhalten. Immerhin ein positives Resultat (3:3) gelange dann noch in der letzten Runde ausgerechnet gegen Hohenems.
Und nun zu den wichtigen Fragen.
Frage 1: Verdient das starke Geschlecht eigentlich zurecht diese Bezeichnung, nachdem die Männer in der Bundesligasaison 2012/13 keine 50 % zusammen gebracht haben?
Na ja, dramatisch war das Versagen der Männer nicht. Eher ist das erstaunlich gute Abschneiden der wenigen Frauen hervorzuheben, die in der Bundesliga 2011/12 mitgespielt haben. Mit IM Elisabeth Pähtz (2 aus 2), den WGM´s Veronika Schneider (2,5 aus 4) und Elena Levushkina (2 aus 3) sowie WIM Anna-Christina Kopinits (0,5 aus 2) und Veronika Exler (0,5 aus 2) saßen auch 5 Frauen an den Brettern und spielten zusammen 13 Partien was einer Frauenquote von lediglich 1,6 % entspricht. Doch diese 5 vollbrachten Erstaunliches. mit 7,5 Punkten aus 13 (57,7 %) ist die Bilanz mit +2 positiv. Beim letzen Wochenende in Jenbach blieben Pähtz, Schneider und Levushkina sogar unbesiegt und Elisabeth Pähtz als Nummer 1 der deutschen Frauen stahl Markus Ragger, Nummer 1 der österreichischen Männer, nicht nur die Show sondern gleich den ganzen Punkt.
| Spieler/innen | Partien | Partien | Siege | Remis | Niederlagen | Punkte |
Punktequote |
|
| Frauen | 5 | 13 | 1,6 % | 4 | 7 | 2 | 7,5 | 57,7 % |
| Männer | 113 | 779 | 98,4 % | 204 | 369 | 206 | 388,5 | 49,9 % |
| gesamt | 118 | 792 | 100 % | 208 | 376 | 208 | 396 |
Ja meine Herren, viel hat auf die 50 % nicht gefehlt, doch bei nur 5 Frauen und 13 Partien konnte das Ergebnis auch nicht viel schlechter ausfallen. Ich frage mich, wie es bei stärkerer Frauenbeteiligung ausgesehen hätte!
Frage 2: Muss man sich um die Österreicher in der Bundesliga wirklich solche Sorgen machen, nachdem Spieler dieser Föderation immerhin am zweit häufigsten eingesetzt wurden und dabei beinahe 100 Punkte einstreifen konnten?
Antwort: nein, man muss natürlich nicht. 38 Österreicher kamen heuer zum Einsatz. Damit haben sie um einen Hauch die Spitzenpostion verpasst. Diese haben nach wie vor, jedoch denkbar knapp unsere liebsten Nachbarn aus dem Norden inne: genau 39 Spieler und Spielerinnen des DSB haben heuer den Weg zu den Runden in die Alpenrepublik gefunden. Etwas deutlicher ist der Vorsprung der Deutschen in der Anzahl gespielter Partien: 257 vs. 221. D.h. wenn sie gekommen sind, dann haben sie auch meist gespielt. Die Österreicher haben dazu geneigt, ab und zu auch mal zuzuschauen. Schon weit abgeschlagen mit 12 Spielern und 96 Partien, die Ungarn.
Nicht ganz so gut wie in der Beteiligungsstatistik aber auch nicht signifikant schlechter als einige andere Nationen war die Punkteausbeute. So kamen die Österreicher mit 44 % beinahe an das türkische Einmann-Team von Ufuk Tuncer heran, der die Nase mit 45 % (4,5 aus 10) denkbar knapp vorne hatte. Und so starke Nationen wie Bosnien oder die Slowakei konnten wir sogar locker hinter uns lassen. Und klar, was uns besonders interessiert ist das Ergebnis der Deutschen. Tschja, die Deutschen sind im Schach doch die besseren Österreicher (sonst ist es ja angeblich umgekehrt). Aber mit einer Gewinnquote von 49 % steht auch kein berauschendes Ergebnis zu Buche. Fünf % Punkte vor uns aber doch leicht negativ, das beruhigt uns Österreicher wieder. Es ist wie beim Fußball, wenn wir Österreicher verlieren aber die Deutschen auch nix reißen, dann ist es halb so schlimm. Hier die Nationenwertung aller gespielten Partien nach erzielten Punkten (sieht optisch besser aus):
| Föderation | Spieler/innen | Partien | Anteil in % | Punkte | Gewinnquote in % | |
| 1 | Deutschland | 39 | 257 | 32,4 | 126,5 | 49 |
| 2 | Österreich | 38 | 221 | 27,9 | 97 | 44 |
| 3 | Ungarn | 12 | 96 | 12,1 | 54 | 56 |
| 4 | Slowenien | 7 | 53 | 6,7 | 28 | 53 |
| 5 | Tschechien | 6 | 42 | 5,3 | 23 | 55 |
| 6 | Kroatien | 4 | 27 | 3,4 | 17 | 63 |
| 7 | Polen | 3 | 25 | 3,2 | 15 | 60 |
| 8 | Ukraine | 2 | 19 | 2,4 | 10,5 | 55 |
| 9 | Serbien | 1 | 11 | 1,4 | 5,5 | 50 |
| 10 | Litauen | 1 | 8 | 1,0 | 5 | 63 |
| 11 | Türkei | 1 | 10 | 1,3 | 4,5 | 45 |
| 12 | Georgien | 1 | 4 | 0,5 | 3 | 75 |
| 13 | Slowakei | 1 | 11 | 1,4 | 3 | 27 |
| 14 | Russland | 1 | 3 | 0,4 | 2 | 67 |
| 15 | Bosnien | 1 | 5 | 0,6 | 2 | 40 |
| 118 | 792 | 100 | 396 |
Auffällig, dass die Schachnation Nummer 1 Russland, kaum in der Statistik aufscheint. Bei den 3 Partien handelt es sich auch nicht um einen Russen, sondern um eine Russin, Frau Elena Levushkina. Elena ist eigentlich eine halbe Deutsche, die perfekt Deutsch spricht und in Deutschland lebt und auch FIDE-mäßig Deutsche ist. Nur im Swiss Manager File der Bundesliga ist sie Russin, zum Glück. Ein Hauch Russland ist so doch noch dabei. Aber muss uns die totale Abstinenz russischer Männer nicht beunruhigen? Wieso interessieren die sich nicht für unsere Bundesliga? Da stimmt was nicht. Jetzt spielen Russen überall in der Welt, nur bei uns nicht. Haben wir da etwa ein Kommunikationsproblem?
Frage 3: Stimmt es, dass Vereine die keine oder kaum österreichische Spieler einsetzen sich größter Abstiegsgefahr aussetzen?
Um diese Frage schlüssig zu beantworten, müssen wir uns näher mit den Leistungen der Österreichischen Schachspieler/innen und den Österreicher-Quoten der Klubs befassen, die doch markant unterschiedlich sind. Wenn ich das jetzt tue, dann bin ich sicher dass ich mich bei unseren ausländischen Schachfreunden ganz gewiss nicht des Verdachts des Chauvinismus aussetze. Ein Auge auf der Entwicklung des österreichischen Schachsports zu haben sollte meiner Meinung nach für jeden österreichischen Bundesligaverein selbstverständlich sein. Ich stehe aber dazu, dass jeder seinen Beitrag dazu selber definiert und wir keine Ausländer- oder Österreicherquoten brauchen. Vorhaltungen gegen andere wegen zu geringer Quoten sind dabei entbehrlich. Trotzdem schauen wir uns das einmal ganz nüchtern an:
| Mannschaft | AUT-Pkt | AUT-Part | Ant AUT-Part | AUT-Pkt-Quote | AL-Pkt | AL-Part | Ant AL-Part | AL-Pkt-Quote | Ges. Pkt | |
| 1 | Maria-Saal | 20,5 | 40 | 61 % | 51 % | 12,5 | 26 | 39 % | 48 % | 33 |
| 2 | Hohenems | 16 | 31 | 47 % | 52 % | 19 | 35 | 53 % | 54 % | 35 |
| 3 | Feffernitz | 13 | 28 | 42 % | 46 % | 20 | 38 | 58 % | 53 % | 33 |
| 4 | Fürstenfeld | 10,5 | 22 | 33 % | 48 % | 23,5 | 44 | 67 % | 53 % | 34 |
| 5 | Baden | 8,5 | 16 | 24 % | 53 % | 37 | 50 | 76 % | 74 % | 45,5 |
| 6 | St. Veit | 8,5 | 20 | 30 % | 43 % | 22,5 | 46 | 70 % | 49 % | 31 |
| 7 | Zwettl | 5,5 | 16 | 24 % | 34 % | 25,5 | 50 | 76 % | 51 % | 31 |
| 8 | Pöchlarn | 5,5 | 25 | 38 % | 22 % | 21 | 41 | 62 % | 51 % | 31 |
| 9 | Jenbach | 4,5 | 7 | 11 % | 64 % | 38,5 | 59 | 89 % | 65 % | 43 |
| 10 | Wulkaprodersdorf | 3,5 | 7 | 11 % | 50 % | 31,5 | 59 | 89 % | 53 % | 35 |
| 11 | Kufstein | 1 | 9 | 14 % | 11 % | 18 | 57 | 86 % | 32 % | 19 |
| 12 | SIR Salzburg | 0 | 0 | 0 % | 0 % | 30 | 66 | 100 % | 45 % | 30 |
| gesamt | 97 | 221 | 28 % | 44 % | 299 | 571 | 72 % | 52 % | 396 |
AUT ... ÖsterreicherAL ... Spieler anderer Föderationen
Mit Salzburg und Kufstein steigen zwei Mannschaften ab die keinen oder nur einen Österreicher (für 9 Partien) eingesetzt haben. Ich sag jetzt einfach nur, Statistiken lügen nicht ....
Zum Abschluss, Ehre wem Ehre gebührt, die Ehrentafel der 38 Unerschrockenen Österreicher der Bundesligasaison 2011/12, nach ELO-Performance gereiht:
| Rang | Titel | Name | ELO | Verein | Punkte | Partien | Performance |
| 1 | GM | Ragger Markus | 2654 | Maria-Saal | 5,5 | 11 | 2573 |
| 2 | IM | Volkmann Friedrich Karl | 2410 | Wulkaprodersdorf | 2,5 | 3 | 2557 |
| 3 | IM | Atlas Valery | 2413 | Hohenems | 5 | 10 | 2483 |
| 4 | FM | Hebesberger Thomas | 2329 | St. Veit | 4 | 6 | 2483 |
| 5 | FM | Schreiner Peter | 2377 | Feffernitz | 5,5 | 8 | 2471 |
| 6 | IM | Kreisl Robert | 2400 | Maria-Saal | 5,5 | 11 | 2449 |
| 7 | GM | Shengelia David | 2558 | Baden | 6 | 11 | 2423 |
| 8 | IM | Novkovic Milan | 2381 | Hohenems | 6 | 11 | 2422 |
| 9 | Radnetter Georg | 2269 | Fürstenfeld | 2,5 | 4 | 2420 | |
| 10 | IM | Poetz Florian | 2419 | Fürstenfeld | 2 | 4 | 2405 |
| 11 | IM | Diermair Andreas | 2416 | Feffernitz | 5 | 11 | 2398 |
| 12 | IM | Fauland Alexander | 2452 | Pöchlarn | 1,5 | 6 | 2397 |
| 13 | IM | Kuba Günter | 2384 | Fürstenfeld | 4 | 8 | 2386 |
| 14 | IM | Fröwis Georg | 2407 | Hohenems | 4 | 9 | 2382 |
| 15 | IM | Lehner Oliver | 2453 | Jenbach | 4,5 | 7 | 2380 |
| 16 | FM | Halvax Georg | 2277 | Maria-Saal | 3,5 | 7 | 2356 |
| 17 | NM | Wagner Stefan | 2156 | Zwettl | 2,5 | 6 | 2323 |
| 18 | IM | Schroll Gerhard | 2388 | Zwettl | 3 | 10 | 2311 |
| 19 | FM | Schachinger Mario | 2391 | Maria-Saal | 6 | 10 | 2268 |
| 20 | IM | Hölzl Franz | 2336 | St. Veit | 2 | 7 | 2261 |
| 21 | FM | Kaspret Guido | 2292 | St. Veit | 1,5 | 4 | 2257 |
| 22 | IM | Weinzettl Ernst | 2301 | Pöchlarn | 2,5 | 9 | 2250 |
| 23 | IM | Lendwai Reinhard | 2395 | Baden | 2,5 | 5 | 2231 |
| 24 | FM | Penz Harald | 2349 | Pöchlarn | 1,5 | 7 | 2140 |
| 25 | FM | Perhinig Robert | 2253 | Feffernitz | 1 | 6 | 2098 |
| 26 | FM | Neuschmied Siegfried | 2308 | Kufstein/Wörgl | 1 | 9 | 2090 |
| 27 | Hatzl Stefan | 2162 | Fürstenfeld | 2 | 4 | 1987 | |
| 28 | IM | Gärtner Guntram | 2324 | Hohenems | 1 | 1 | 0 |
| 29 | Tschohl Christof | 2171 | Feffernitz | 1 | 1 | 0 | |
| 30 | Kuess Mario | 2106 | St. Veit | 1 | 2 | 0 | |
| 31 | WIM | Kopinits Anna-Christina | 2257 | Wulkaprodersdorf | 0,5 | 2 | 0 |
| 32 | WFM | Exler Veronika | 2123 | Wulkaprodersdorf | 0,5 | 2 | 0 |
| 33 | Arztmann Wolfgang | 2146 | Feffernitz | 0,5 | 2 | 0 | |
| 34 | FM | Hartl Daniel | 2305 | Maria-Saal | 0 | 1 | 0 |
| 35 | Knapp Friedrich | 2035 | St. Veit | 0 | 1 | 0 | |
| 36 | Gattermayer Robert | 2026 | Pöchlarn | 0 | 1 | 0 | |
| 37 | FM | Postl Anton | 2270 | Fürstenfeld | 0 | 2 | 0 |
| 38 | MK | Loidl Florian | 2195 | Pöchlarn | 0 | 2 | 0 |
Die Bundesliga elektrisiert nach wie vor. Die Zugriffszahlen sind beeindruckend um so wichtiger ist, dass technische Pannen künftig möglichst vermieden werden. On-line live Kommentierung wurde heuer in der Startrunde erfolgreich erprobt und muss fixer Bestandteil der Übertragungen werden. So kann die Bundesliga Motor einer stärker und breiter werdenden Schachbewegung in Österreich werden. Auch die zweiten Bundesligen mausern sich mehr und mehr, sind teilweise ebenfalls live zu sehen. Die neue Seite www.schachbundesliga.at hat ihre Bewährungsprobe bestanden. Das Betrachten der Partien mit Engine-Unterstützung macht die Bundesliga noch attraktiver und zieht auch Hobbyspieler vermehr an. Es bleibt zu hoffen, dass die 2. Bundesliga Ost sich ebenfalls möglichst rasch einbringt und die Seite unterstützt.
Die Initiative von Frau Mag.a Andrea Schmidbauer, eine Damen-Bundesliga ins Leben zu rufen war erfolgreich, doch jetzt liegt es an den Vereinen die Idee auf solide Beine zu stellen. Auf Dauer wird es nur dann eine Damen-Bundesliga geben, wenn die Vereine mit der selben Leidenschaft wie bei den offenen Bundesligen hinter ihren Teams stehen.
Für Hohenems bleibt die Bundesliga ein sehr wichtiger Teil der vielfältigen Aktivitäten. Nachwuchsarbeit und Leistungsschach müssen Hand in Hand gehen. Die Basis bleibt das Breitenschach, die Interessen müssen ausgewogen verteilt sein, dann kann auch ein ganzer Verein hinter der Bundesligamannschaft stehen.
Am 6. Mai findet die konstituierende Sitzung der Bundesliga in Linz statt. Danach stehen Termine und Austragungsorte der Bundesliga 2012/13 fest. Auf ein Neues!
rk
