Georg hat es geschafft! Er hatte bei diesen Staatsmeisterschaften eine Partie nach der anderen unglaublich stark gespielt, kam in keiner einzigen Partie auch nur in die Nähe der Verlustzone. Mit 6,5 Punkten aus 8 Partien war er vor der letzten Runden in einer 3 Mann starken Spitzengruppe. Der führende vor der letzten Runde war IM Andreas Diermair, Georg war Zweiter und spielte in der letzten Runde gegen Davit Shengelia, der nach einer Aufholjagd bis auf Platz 3 vorgestoßen war. In dieser entscheidenden Partie erspielte sich Georg, mit weiß spielend, zunächst einen gewissen Stellungsvorteil, der sich aber zunehmend verflachte. In eindeutiger Remisstellung, Georg bot durch Zugwiederholung bereits die Punkteteilung an, brannten bei Shengelia aber die Sicherungen durch. Er ließ sich auf ein völlig inkorrektes Figurenopfer ein, wollte mit der Brechstange auf Gewinn spielen. Georg ließ sich nicht zweimal bitten und nutzte den fatalen Irrtum im sicheren Gefühl des bevorstehenden Sieges eiskalt aus.

 

Zu diesem Zeitpunkt lief am Nebenbrett immer noch die Partie Andreas Diermair gegen Florian Pötz, allerdings zeichnete sich schon klar ab, dass Diermair mit einem Bauern weniger bei ungleichen Läufern und je einem Turm nicht über ein Remis hinaus kommen wird. Nachdem die Türme getauscht waren reichten sich die beiden dann auch die Hand zum Friedensschluss und Georg war damit uneinholbar mit einem halben Punkt Vorsprung

Ö S T E R R E I C H I S C H E R   M E I S T E R   2 0 1 1

Bereits beim Oberwart Open vor zwei Wochen waren einige sehr stark gespielte Partien dabei, lediglich gegen die Titelträger klappte es noch nicht nach Wunsch. In Linz bei den Österreichischen Meisterschaften passte hingegen einfach alles. Günstige Auslosung, richtige Farbverteilung in den entscheidenden Partien, Bombenform und im entscheidenden Moment auch noch ein Gegner, der die Realitäten nicht zur Kenntnis nehmen wollte.

In der ersten Runde konterte Georg leichtfüßig den Ansfeldner Roland Posch aus. In Runde 2 kam es zum Ländle-Duell mit U14-Staatsmeister Luca Kessler. Georg erlangte Zug um Zug eine überlegene Stellung. Ernüchtert gab Luca schon im 25. Zug ohne Materialnachteil auf. Georg hatte dem Schwarzen einfach die Luft abgeschnürt. In Runde drei durfte Georg dann erstmals auf Tisch 1 Platz nehmen. In einem strategischen Schlagabtausch bei dem vor allem der Weißspieler Diermair große Vorsicht walten ließ wurde die Remisbreite nie verlassen, der spätere Staatsmeister und sein Vize reichten sich die Hände zur Punkteteilung.

In Runde 4 gegen IM Robert Kreisl wählte Georg einen etwas extravaganten weißen Aufbau und musste mehr als einmal den jeweils genauesten Zug machen, um nicht in Nachteil zu geraten. In der komplizierten Mittelfeldschlacht verlor dann Kreisl die Übersicht und im 21. Zug kippte die Partie dann zu Gunsten Georgs. Kreisl streckte bereits 6 Züge später die Waffen. Mit diesem Sieg hatte er sich endgültig in der Spitzengruppe festgesetzt.

In Runde 5 war dann zunächst das Losglück auf seiner Seite. Gegen das steirische Schach-Urgestein Georg Danner durfte er wie in der Runde zuvor mit Weiß spielen. Die Partie verlief ähnlich wie am Tag zuvor. Sein ideenreiches Spiel brachte leichten Stellungsdruck und eine komplexe Stellung. Ähnlich wie tags zuvor verheddert sich sein Gegner im Variantendschungel und läuft in einen Mattangriff, der allerdings erst ca. 20 Züge später seinen Abschluss findet. Der junge steirische FIDE-Meister Mario Schachinger konnte bis zur 6. Runde mit Georg Schritt halten und hielt ebenfalls bei 4,5 Punkten. Die direkte Begegnung und Spitzenpaarung brachte keine Entscheidung. Ein theoretisches Duell in der sizilianischen Verteidigung endete mit Dauerschach bzw. Zugwiederholung.

In Runde 7 kam es zur Begegnung mit dem Niederösterreicher IM Gerhard Schroll, der in der neuen Saison für BL-Aufsteiger Zwettl auf Punktejagd gehen wird. In einer Aljechinverteidigung wurden bald neue Wege eingeschlagen, die Weiß gewisse optische Vorteile brachten. Georg entschied jedoch kein Risiko zu nehmen und willigte mit einer Zugwiederholung ins Remis ein. In Runde 8 hieß der Gegner Hermann Knoll von Union Ansfelden. Knoll wählte eine anspruchslose Eröffnung und durch sein etwas sorgloses Spiel gelang es Georg schon recht früh, die Initiative an sich zu reissen. Dem lange anhaltenden Dauerdruck war Knoll dann am Ende auch nicht gewachsen. Im Endspiel mit nur mehr je zwei Bauern am Königsflügel wurde er von Georg buchstäblich erdrückt.

Im Finale gegen GM Davit Shengelia, er war nach dem Verzicht von Markus Ragger der große Titelfavorit, krönte Georg dann wie eingangs beschrieben seine sensationelle Leistung mit einem weiteren Sieg und dem erstmaligen Gewinn des Österreichischen Meistertitels der Herren (heute offene Klasse) durch einen Vorarlberger Schachspieler. Georg hat damit zweifellos Schachgeschichte geschrieben und seinem Stammverein Lustenau, seinen Kollegen vom SK Hohenems, seinem ehemaligen Trainer Milan Novkovic und allen Vorarlberger Schachfans große Freude bereitet.

Ebenfalls hervorragende Leistungen bei dieser Staatsmeisterschaft boten die jungen Vorarlberger Nachwuchshoffnungen Fabian Matt (Wolfurt/Bregenz) mit 5,5 aus 9 und Rang 17, sowie Luca Kessler (Dornbirn/Götzis) mit 4,5/9 und Rang 29. 64 Teilnehmer waren am Start.

Die Partien sind alle zum Nachspielen on-line verfügbar.

Ergebnisse der Österreichischen Staatsmeisterschaften 2011