Für Furore beim diesjährigen Liechtenstein-Open sorgte aus Hohenemser Sicht vor allem Vincent Nussbaumer. Nach 5 Runden hatte der 12-Jährige sensationell 4 Punkte auf dem Konto und fand sich in Runde 6 plötzlich inmitten der Großmeister-Riege auf Brett 3 wieder. Bild: Vincent (im Bild mit Hut) eröffnet gerade seine Partie gegen GM Sergeev. Am Ende unterlag er nach Kampf knapp, aber alleine bis in die Spitze vorgedrungen zu sein, war sicher ein ganz besonderes Erlebnis. Vincent fiel darauf trotz sehr gut gespielter Partien mit weiteren Chancen zurück, die gewonnene Partie in der Schlussrunde versöhnte aber wieder. Mit 5 Punkten aus 9 Partien war er mit Rang 29 am Ende der Bestplatzierte der 5 jungen Hohenemser Himmelstürmer.
Emilian Hofer, unser zweiter U14-Spieler in diesem Turnier stand Vincent kaum nach, auch bei Emilian standen am Ende 5 Punkte zu Buche. Der Weg zu Endrang 33 war aber ein etwas anderer. Bei Emilian war eher ein stetiges Anwachsen des Punktekontos zu beobachten mit einem starken Finish. 2,5 Punkte aus den letzten drei Runden brachten ihn dann noch deutlich in die obere Tabellenhälfte. Emilian hatte in den 9 Runden keinen einzigen Gegner mit weniger als 2000 ELO-Punkten und daher war schon eine überzeugende ELO-Performance von mehr als 2127 nötig, um mit +1 abzuschließen. Sowohl Vincent als auch Emilian haben mehr als 80 ELO-Punkte in diesem Turnier dazu gewonnen.
Das Turnier begann für Vincent gleich mit einem Paukenschlag, schlug er doch gleich in Runde 1 Markus Natter, der mit 2110 der klare Favorit war. In Runde 2 behielt er die Oberhand im Bruderduell mit Patrick. In Runde drei traf er dann auf seinen ersten IM, den Deutschen Michael Thorsten Haub (2459). In einer äußerst vorteilhaften Stellung verlor er aber dann doch den Faden und musste sich geschlagen haben. Der überaus sympathische Deutsche IM verriet dann bei der Analyse, dass er zwischendurch von einem Remis nur noch geträumt hat, jedenfalls hatte er ein dickes Lob für Vincent übrig. Diese Niederlage entmutigte Vincent jedoch in keiner Weise, ganz im Gegenteil. Jetzt folgten gegen den Niederländer Martin Meertens (2172) und den Schweizer Thomas Kuhn (2240) weitere sensationelle Siege. Ja, und dann war es soweit, der erste Großmeister in Vincents noch kurzer Schachkarriere saß ihm gegenüber. GM Vladimir Sergeev, der Ukrainer - ELO 2507 - spielte vergangene Saison für Dornbirn in der Westliga, war dann nach Vincents zäher Gegenwehr doch Herr der Lage. Dramatisch verlief dann die nächste Partie gegen den arrivierten Rainer Bezler (2241, Lustenau) Bei sehr unterschiedlichem Material (Dame gegen Turm + 2 Springer mit je zwei verbundenen Freibauern) unterlief ihm in der entscheidenen Abwicklung ein Fingerfehler, der nach wenigen Zügen die Aufgabe erzwang. Bei richtiger Fortsetzung war der Durchmarsch des Freibauern nicht mehr zu verhindern. Nach einer weiteren Niederlage in Runde 8 klappte es dann in Runde 9 gegen den Deutschen Gerd Meier wieder. Alles in allem war das eine Leistungsexplosion, die so nicht zu erwarten war, uns alle aber optimistisch sein lässt für die bevorstehenden Aufgaben beim Unterstufen Bundesfinale und der U14-Staatsmeisterschaft. Seine unglaubliche ELO-Performance von 2175 lag mehr als 400 Punkte über der eigenen Zahl.
Emilian startete zunächst mit einer Niederlage gegen Routinier Dr. Harald Pöttinger (Bregenz, ELO 2198), drehte dann den Spieß aber um und konterte mit zwei schönen Siegen gegen Tim Spanton (2011, England) und Maurizio Diotallevi (2047, Italien). In Runde 4 kam es (wieder einmal) zu einem rein Vorarlberg-internen Duell mit Erich Laske, der zuletzt beim Open in Bad Ragaz zu Ostern seine Gefährlichkeit eindrucksvoll unter Beweis stellte. Emilian ließ sich trotzdem nicht davon abhalten dem erfahrenen und stets auf den vollen Punkt spielenden Kämpen vom SK Götzis ein Remis abzuknöpfen. Danach in Runde 5 hatte auch Emilian mit Ferenc Peredy (ELO 2171, Ungarn) seinen ersten Internationalen Meister in einem offenen Turnier zum Gegner. Diese Partie und auch die folgende gegen Paul Remensberger (ELO 2069, Schweiz) ging leider verloren und damit fiel Emilian zwischendurch auf -1. Doch was dann folgte war schon absolut beeindruckend. Mit 2,5 Punkten aus den letzten drei Partien schob er sich noch weit im Klassement nach vorne. Zunächst, am Feiertag, war Kurt Baumann (2004, Schweiz) das Opfer. Viele Klub-Kollegen inkl. Trainer Milan Novkovic waren Zeugen einer sehr schönen, strategisch geführten Partie mit einer weißen Dame, die von einem Eck des Brettes zum anderen eilte und zum Schluss den Fangstoß setzte. Klaus Mertens (2080, Deutschland) musste in Runde 8 ins Remis einwiligen und in der Schlussrunde wurde Michaela Kessler mit den weißen Steinen besiegt. Jetzt vor dem Höhepunkt des Jahres, der U14-Staatsmeisterschaft in Altenmarkt im Pongau ist für Emilian erst einmal eine Woche Schachpause,
Bei Leon Nussbaumer war es ein gleichmäßiges Auf- und Ab. Heinz Grabher musste er zu Beginn noch den ganzen Punkt überlassen. In Runde 2 teilte man sich im Bruderduell mit Laslo die Punkte. Gegen das Dornbirner Supertalent Senthil Abhinav in Runde 3 war Vorsicht angebracht, gelang es dem 9-Jährigen doch in letzter Zeit sowohl Vincent als auch Laslo zu schlagen. Durch einen Virus geschwächt ging dann Runde 4 gegen Daniel Rohner (2136, Schweiz) leider verloren, sodass neuerlich Anlauf nach vorne genommen werden musste. In den Runden 5 und 6 gelang dann er erhoffte Doppelschlag, zunächst gegen Hartmut Stieger (1536, Schweiz) dann gegen Michael Raddatz (2048, Schweiz). In Runde 7 war dann Dr. Harald Pöttinger auch für Leon noch eine zu große Hürde. Leichter ging es dann schon tags darauf gegen Paul Remensberger (2069, Schweiz). Leon konnte diese Partie für sich entscheiden und hatte damit gute Chancen mit einem Erfolg in der letzten Runde der beste Hohenemser zu werden. Der niederländische FIDE-Meister Günther Ballon (2208) machte den Plänen allerdings einen Strich durch die Rechnung. Trotzdem, das Turnier war auch für Leon ein weiterer Schritt nach vorne: zwei 2000-er geschlagen, 24 ELO-Punkte und einige Erfahrung mit nach Hause genommen, das ist doch was! (Rang 45)
Laslo stand nach 5 Runden mit 3 aus 5 blendend auf Rang 30. Seine Großtaten bis dahin waren der Sieg gegen Stanislav Stanek (2044, Tschechien) und das Remis gegen Daniel Rohner (2136, Schweiz). Danach, gegen durchwegs starke Gegner riss dann aber der Faden. Besonders gegen Michael Raddatz (Deutschland) war aber eine aussichtsreiche Stellung vorhanden, die jedoch leider verloren ging. Danach gelang noch eine Punkteteilung gegen Josef Plieger, es setzte jedoch zwei weitere Niederlagen gegen Spieler mit mehr als ELO 2000. Aber auch bei Laslo überwiegen die positiven Eindrücke: die ELO-Perfomance war mit 1926 mehr als 100 Punkte über der eigenen Zahl und immerhin 11 internationale ELO-Punkte werden Laslo bei diesem Turnier gut geschrieben werden. (Rang 62)
Patrick, noch 10 Jahre jung, hat in Liechtenstein eine famose Leistung geboten. Die Niederlagen zu Beginn gegen Paul Remensberger (2069, Schweiz) und Brunder Vincent brachten Patrick überhaupt nicht aus dem Gleichgewicht. Dass Rückschläge Patrick nicht entmutigen können, das wussten Eingeweihte schon, aber was er in den restlichen 7 Runden bot, war vielleicht das beste, was man bisher von ihm gesehen hat. In diesen 7 Runden schaffte es Patrick nämlich 50 % der möglichen Punkte zu machen. Einem Sieg gegen den Schweizer Willi Ingold (1785) folgten zunächst noch einmal zwei Niederlagen gegen Siegi Halwachs und Enno Proyer, doch dann war endgültig Schluss mit lustig. Die letzten 4 Runden überstand Patrick ungeschlagen. Gegen Senthil Abhinav gewann er ein Endspiel mit ungleichen Läufern, gegen Dr. Herbert Heinzelmann (1851, Deutschland), Pavol Hornak (1793, Slowakei) und Josef Plieger (1981, Rankweil) gab es Punkteteilungen. Patrick hat sich heuer nicht für die U12 Staatsmeisterschaften qualifiziert. Mit dem Turnier in Liechtenstein hat er aber aufgezeigt, dass in den kommenden Jahren sicher wieder auch bei STM mit ihm zu rechnen sein wird. Er belegte mit 3,5 aus 9 den 65. Rang bei 84 Teilnehmern und streifte immerhin auch noch 14 internationale ELO-Punkte ein.