ImageImageFür den SK Hohenems ist nach den Runden in Jenbach mit Zwischenrang vier Normalität eingekehrt, dennoch ist beim Finale in Graz vom 13. - 16. März 2008 noch immer ein Platz unter den ersten Drei in Griffweite. Nach dem überraschenden Höhenflug in Baden befindet sich der SK Hohenems nunmehr zusammen mit Wulkaprodersdorf 2,5 Punkte hinter dem neuen Tabellenführer SK Holz Dohr in Lauerstellung. Erwartet schwer war das Programm, dennoch war die Punkteausbeute von genau 50 % (12 aus 24) ganz leicht über den Erwartungen. Nur einmal an diesem Wochenende, gegen Absam (ELO-Schnitt 2422), war Hohenems (Schnitt 2465) leichter Favorit hingegen drei mal leichter Aussenseiter gegen Wulkaprodersdorf (Schnitt 2505), Baden (Schnitt 2515) und auch gegen Maria Saal (ELO-Schnitt 2475). Bester Mann der Hohenemser war diesmal GM Michael Bezold mit 3 Punkten aus 4 Partien (Brett 4, Bild links) vor IM Valery Atlas mit 2,5 aus 4 (Brett 3, Bild rechts).

Die Begegnung mit Absam verlief zunächst recht vielversprechend, jedoch nahm das Unheil auf Brett 6 seinen Verlauf. Nachdem Heinz Grabher den Druck seines Gegners zunächst abschütteln und die Initiative übernehmen konnte passierte gegen Ende der Partie schier Unglaubliches obwohl keine unmittelbare Zeitnot vorlag. Eben dabei mit dem beabsichtigten Zug Dg1+ eine Zugwiederholung und damit das Remis herbeizuführen, verirrt sich die schwarze Dame auf unerklärliche Weise auf das Feld f1 und wird kurzerhand von einem auf g3 stehenden Springer eliminiert. Nicht genug, auch auf Brett fünf schlägt Absam mit GM Eckhard Schmittdiel gegen Milan Novkovic zu, trotz Minusbauern. Wie sich herausstellte war die Kompensation mehr als ausreichend, der gefährliche Gegenangriff des Schwarzen nicht zu stoppen. Mit dem Rücken zur Wand gelang dann aber doch noch der insgesamt verdiente Ausgleich zum 3:3 Unentschieden. David Baramidze konnte einen Konterangriff von Goran Dizdar neutralisieren und das Remis sicherstellen. Michael Bezold knöpfte seinem Gegner einen Bauern ab und konnte mit starkem Figurenspiel den Widerstand schnell brechen. Übrig blieben zwei Turmendspiele. In der Partie Rotstein - Naumann standen wir schlechter, bei Atlas -Wegerle war der weisse Vorteil offensichtlich, die Verwertung aber nicht ganz einfach. Beide Partien verliefen nach Wunsch, Valery gewann, während Alex mit einem Bauern weniger das Remis halten konnte.

Vielleicht den dramatischten Wettkampf des Wochenendes und die stärkste Vorstellung gab es gegen Wulkaprodersdorf. Aus den beiden Vorsaisonen standen gegen die starken Burgenländer ebenso viele Niederlagen zu Buche. Das erklärte Ziel war es deshalb nicht neuerlich zu verlieren. Es gelang jedoch sogar ein knapper Sieg. Zunächst legte Alex Naumann gegen Jan Sprenger einen schnellen und eleganten Sieg vor. David Baramidze konnte mit Schwarz gegen Robert Ruck recht schnell eine gute Stellung erreichen, zu mehr als Remis reichte es jedoch nicht. Michael Bezold und Tomas Likavsky trennten sich nach Kampf ebenfalls Remis. Auch die Partie zwischen Kalod Radek und Milan Novkovic endete nach einer Zugwiederholung mit einer Punkteteilung. Ein dramatisches Duell gab es auf Brett drei zwischen Rainer Polzin und Valery Atlas. Valery erhielt zunächst vielversprechendes Gegenspiel, ein weit vorgeschobener Bauer ging jedoch verloren und Zug um Zug schließlich auch die Partie. Held des Tages war Heinz Grabher, der Friedrich Volkmann bezwingen und damit das 3,5 : 2,5 sicherstellen konnte.

Nach der fünften Runde waren Holz Dohr, Baden und Hohenems punktegleich an der Tabellenspitze. Der erklärte Favorit Holz Dohr und auch die Badener hatten bisher ihre liebe Mühe. In Runde sechs kam es zum direkten Spitzenkampf gegen Baden. Wie in Runde 4 sorgte Heinz Grabher mit einem Figureneinsteller gegen Stefan Löffler für Sorgenfalten auf der Stirn von Coach Reinhard Kuntner. David Baramidze erreichte mit Weiss gegen den starken Polen Bartosz Socko (2635) aus der Eröffnung heraus nichts, zu mehr als einem Remis taugte die die schwarze Stellung allerdings auch nicht. Wiederholung der Ereignisse von Donnerstag: auf Brett 5 vergaloppiert sich sich Milans Pferd auf den Königsflügel und hat plötzlich kein Rückzugfeld mehr. Die Hoffnungen, aus einer grundsoliden Stellung heraus gegen den Favoriten Igor Stohl zu punkten lösen sich abrupt in Nichts auf. Auch auf Brett vier bei Baumegger gegen Bezold schien Michaels bizarre Spielführung schnurstracks ins Verderben zu führen, am Horizont dämmerte bereits eine schwere Mannschaftsniederlage. Doch fand Siegfried Baumegger nach einer Neuerung des Hohenemsers nicht die beste Antwort und geriet selbst mit einem Minusbauern ins Hintertreffen. Einmal Lunte gerochen läßt sich Michael bekanntlich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. Es keimte wieder Hoffnung, denn Valery hatte gegen Siebrecht die ganze Partie hindurch leichten Stellungsdruck, während Alex zäh verteidigte. Können sich die Ereignisse gegen Absam wiederholen? Fast schien es so, denn Valery's weisser a-Bauer überwindet die schwarze Abwehr und läuft leichtfüßig zur Dame durch. Csaba Baloghs Druck gegen Alexander Naumann wurde aber immer stärker und der Angriff der Dame zusammen mit dem starken weissen Zentralspringer schließlich unwiderstehlich. 2,5 : 3,5, die erste Niederlage der Saison war Tatsache.

Einige dramatische Partien brachte auch das Sonntagsmatch gegen Maria Saal. Wer nur auf die Ergebnislisten schaut und denkt, "na ja, sechs Remis, typisches Sonntagsergebnis" irrt gewaltig. Auf Brett 1 lieferten sich die beiden noch nicht zwanzig-jährigen Nachwuchshoffnungen aus Österreich und Deutschland, Markus Ragger und David Baramidze, ein schnelles Theorieduell, das bereits nach wenigen Minuten in ein Doppelturmendspiel mündete. Optisch stand der angehende österreischiche Großmeister aus Kärnten vorteilhaft, doch ließ sich nichts Konkretes nachweisen. Michael Bezold lehnte zunächst ein Remisangebot von Dimitrij Bunzmann ab, um dann einige Züge später doch in die Punkteteilung einzuwilligen. Haarsträubende Attacke und Gegenattacke gab es bei Naumann gegen Pavasovic. In einer hochkomplexen Partie blieb dem Slowenen am Ende doch nicht mehr als Zugwiederholung. Milan Novkovic war drauf und dran sich im Endspiel Gewinnchancen zu erarbeiten stellte den Mehrbauern jedoch wieder ein. Heinz Grabher hatte allergrößte Mühe gegen Mario Schachinger, rettete sich jedoch in ein ungleiches Läuferendspiel. Valery Atlas opferte gegen Rainer Buhmann zeitweise bis zu drei Bauern bekam dadurch allerdings gefährliches Gegenspiel und hielt den weissen König im Zentrum. Bei den Mehrbauern handelte es sich allerdings um einen weissen Drippelbauern auf der a-Linie, was in der Schachgeschichte noch nicht allzuoft vorgekommen sein dürfte. Die scharfe Mittelspielstellung mündet forciert in einem Endspiel mit jeweils Turm und Springer auf jeder Seite, dazu jeweils drei Bauern. Der entfernte freie a-Bauer von Buhmann kommt jedoch durch Valery's aktives Gegenspiel nicht dazu, sich von a2 aus in Bewegung zu setzen. Nach etlichen Versuchen gibt Buhmann seine Gewinnversuche auf, das 3:3 ist perfekt.

Fazit

An der Spitze setzt sich nach 7 von 11 Runden langsam Favorit Holz Dohr durch. Der Vorsprung auf den ersten Verfolger Baden beträgt allerdings nur 0,5 Punkte und ist alles andere als ein Ruhekissen. Ausserdem erwartet die Steirer noch ein schwieriges Restprogramm, sind doch unter anderem noch der Zweite, Dritte und Fünfte zu bekämpfen. Baden hat es nicht wesentlich einfacher, in der zehnten und vorletzten Runde treffen die beiden in der direkten Begegnung aufeinander. Wulkaprodersdorf und Hohenems folgen mit 2,5 bzw. 2 Punkten Rückstand, haben aber das etwas leichtere Restprogramm, weshalb zumindest theoretisch noch Aussenseiterchancen für beide Teams vorhanden sind. Wiederholt sich etwa das Herzschlagfinale von 2006, als vier Mannschaften am Schluß nur durch einen Punkt getrennt waren?

Das Mittelfeld reicht von Rang fünf (Maria Saal) bis Rang neun (Absam). Diese Mannschaften trennen ebenfalls nur 2,5 Punkte. Bis auf Maria Saal und Styria Graz sind aber beileibe noch nicht alle ihrer Abstiegsorgen ledig. Schon deutlich abgerissen haben Klagenfurt, Pamhagen und Gleisdorf. Während Gleisdorf nicht mehr zu retten ist, sind die Chancen von Klagenfurt bei einem starken Finish noch durchaus intakt. Bei Pamhagen müßte wohl schon ein kleines Schachwunder geschehen. Überraschenderweise hat sich auch Meister Ansfelden nicht wesentlich aus den hinteren Regionen emporarbeiten können, dazu warten in Graz noch vier Gegner aus der oberen Tabellenhälfte. Mayrhofen, das sich bisher zäh in oberen Regionen halten hat können rutschte in der 7. Runde durch eine hohe Niederlage doch noch in die Gefahrenzone ab. Mitte März wartet in Graz jedenfalls ein weiterer schachlicher Leckerbissen auf die Fans der Österreichischen Bundesliga.

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