Bei den Vorarlberg-internen Startrunden zur 2. Bundesliga-West Saison 2025-26 am Wochende vom 10. bis zum 12 Oktober folgten auf eine Auftaktniederlage gegen Götzis Siege gegen Dornbirn und Sonnenberg (Nüziders). Nach drei Runden liegt Hohenems auf Rang 2.

Am Freitag ging es gegen Götzis. Hohenems hatte Personalsorgen, nach einer kurzfristigen Erkrankung von Coach Philipp Lins war es nicht mal klar ob alle Bretter besetzt werden könnten. Die "Not-6" war dann auch klarer Außenseiter, trotzdem wäre ein Mannschaftspunkt im Rahmen des Möglichen gelegen.

Auf Brett 1 gab das Emser Urgestein IM Guntram Gärtner nach fast 10 Jahren Pause sein Comeback in der Westliga. Ihm gegenüber saß der deutsche FM Georg Braun. Braun stellte Guntram aus der Eröffnung heraus vor große Probleme, im 18. Zug musste ein Bauer dran glauben. Wer Guntram kennt weiß aber, dass dies noch lange nicht das Ende der Partie bedeutet. Guntram konnte sich ihn ein Turmendspiel mit zwei Minusbauern retten. Und tatsächlich tat sich dort ein kurzer Fenster in Richtung Remis auf. Guntram stand im 59. Zug vor der schweren Entscheidung, ob er den gegnerischen Freibauer lieber von vorne oder von hinten versuchen sollte aufzuhalten. Guntram folgte schließlich entgegen seinem Bauchgefühl der alten Regel "Türme gehören hinter die Freibauern". Leider war dies die falsche Wahl, der Durchmarsch des Bauern konnte nicht mehr verhintert werden.
Genau umgekehrt lief Brett 2: FM Benjamin Kienböck hatte gegen FM Igon Neyman bereits aus der Eröffnung heraus Vorteil. Benjamins deutscher Gegner machte ihm aber nicht den Gefallen und brach zusammen. So entstand ein Endspiel, bei dem Benjamin einen Bauern mehr hatte und zusätzlich die bessere Bauernstruktur hatte. Die Verwertung war nicht leicht, eventuell gab es für Neyman sogar ein kurzes Fenster ins Remis. Am Schluss konnte sich Benjamin aber den verdienten vollen Punkt holen.
Unter die Räder geriet FM Fabian Matt gegen Saro Khachatouri. Schon nach 10 Zügen sorgte Fabians Stellung für Sorgenfalten bei den Emser Kiebitzen. Nach einem Qualitätsopfer von Khachatouri brach Fabians Stellung schnell völlig zusammen. Nach 23 Zügen hatte Fabian genug gesehen.
Olga Kurapova spielte an Brett 4 gegen Carmelo Genduso, der nach 20 Jahren sein Comeback bei Götzis gab. Nach abwechslungsreichem Mittelspiel schien es, als ob Olga in einem ausgeglichenen Endspiel gelandet wäre. Genduso sah das gleich und bot Remis an. Olga entschied sich zum Weiterspielen. Nach einem ungenauen Bauernzug hatte sie plötzlich große strukturelle Probleme. Ein Bauer ging verloren und das Endspiel war leider nicht mehr zu halten.
Stefan Greußing kam gegen Erich Laske leicht schlechter aus der Eröffnung heraus. Laske hatte Druck auf der halboffenen e-Linie, Gegenspiel war nicht auszumachen. Stefans Stellung war jedoch kompakt und ohne gröbere Schwächen. Nach mehreren Abtäuschen kam Stefan zu dem erhofften Gegenchancen. Aber auch Laskes Stellung war zu solide um die Punkteteilung ernsthaft zu gefährden.
An Brett 6 gab Nicolas Wohlgenannt sein Westligadebüt, er bekam es mit Routinier MK Dietmar Heilinger zu tun. Nicolas kam schlechter aus der Eröffnung heraus, je länger die Partie jedoch ging, um so mehr Schwächen und Material verschwanden vom Brett. Kurz vor der Zeitkontrolle war ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern und gleich vielen Bauern auf beiden Seiten entstanden. Leicht Remis, müsste man meinen, auf Grund von Freibauern auf beiden Seiten war die Stellung jedoch sehr schwierig korrekt zu behandeln. In Zug 40 gab es für Nicolas einen einzigen Zug zu finden, er spielte den falschen Zug und der Computer zeigte plötzlich Gewinn für Heilinger an. Heilinger gab (korrekt) einen Bauern her um einen zweiten Freibauern zu bilden. Allerdings war der Gewinn alles andere als offensichtlich, Schwarz hätte drei (!) weiße Freibauern zulassen müssen um einen seiner eigenen Freibauern durchzubringen. Heilinger sah diese Möglichkeit nicht, woraus es zum logischen Remis kam.

Am Ende stand ein 2.5-3.5 auf dem Ergebniszettel. Das "Notteam" schlug sich jedoch hervorragend, sogar ein Mannschaftspunkt lag im Rahmen der Möglichkeiten.

Komplett unterschiedliche Voraussetzungen gab es an Tag 2: Hohenems war stark aufgestellt, Gegner Dornbirn auf Grund der gleichzeitig angesetzten Schlussrunde der Schweizer Mannschaftsmeisterschaft stark ersatzgeschwächt.
Souverän war IM Dennis Breders in seinem Saisonstart gegen WFM Julia Novkovic, von der Eröffnung heraus hatte er einen stabilen Stellungsvorteil. Natürlich wurde bei Dennis die Bedenkzeit knapper je näher sich der 40. Zug näherte, aber er hatte wie immer alles unter Kontrolle. Kurz vor der Zeitkontrolle tauschte er die Damen ab und hackte mit einem netten taktischen Trick einen Bauern heraus. Der Rest der Partie war dann nur noch Formsache.
Lange zu kämpfen hatte FM Benjamin Kienböck gegen Hanno Ulmer. Ulmer tauschte auf Benjamins Caro-Kann Verteidigung ab und stellte sich solide auf. Benjamin hatte alle Zeit der Welt zu manövrieren, aber ob es zum vollen Punkt reichen würde, schien fraglich. Nach der Zeitrolle entschied sich Benjamin die Stellung zur forcieren. Er opferte eine Qualität, bekam dafür drei Bauern und der weiße König war unter Beschuss. Im 60. Zug gab Benjamin Matt am Brett.
Bei Emilian Hofer schien gegen Peter Gsteu zuerst alles richtig zu laufen. Gsteu stellte im 10. Zug einen Bauern (scheinbar) ohne Kompensationen ein. Jedoch tat sich Emilian schwer seine Figuren zu koordinieren. Im 19. Zug schnappte sich Emilian einen zweiten Bauern, sein König war aber immer noch in der Mitte des Bretts, Schwarz hatte plötzlich mehr als genug für das Material. Gsteu ließ sich jedoch zuerst seine Chancen auf klaren Vorteil verstreichen und verpasste dann auch noch die Möglicheit eines remislichen Endspiels mit Minusbauer. Emilian brachte seinen König in Sicherheit und nahm die gegenerische Majestät unter Beschuss. Nachdem ein ganzer Turm verloren ging, gab Gsteu auf.
FM Fabian Matt sah sich mit Schwarz einer ähnlichen Taktisch wie Benjamin konfrontiert: sein Gegner Christian Rüscher legte die Partie sicher und kontrolliert an. Figur um Figur verschwand. Im Versuch Wasser aus einem Stein herauszupressen erhöhte Fabian das Risiko. Das hätte sich fast gerächt: ein Bauer ging verloren und der schwarze König war unter Beschuss. Der Computer zeigte zwar eine studienhafte Verteidigung an, die praktisch jedoch nicht zu finden war. Ein Gewinnplan war für Weiß trotzdem nicht so leicht zu finden, weshalb sich Rüscher zur Zugwiederholung entschluss.
Leichtes Spiel hatte Fabian Ferster gegen Thomas Würth, bereits nach 13 Zügen hatte er einen Bauern mehr. Wenige Züge später folgte eine Qualität. Fabian verwertete den Vorteil souverän.
Am letzten Brett spielte Dario Bischofberger gegen den Debütanten auf Dornbirner Seite, Fynn Bösch. Auch hier hatte der Emser Spieler schnell klaren Vorteil - bei ihm dauerte es bis Zug 19 bis er um einen Bauer reicher als sein Gegner war. Bösch macht es daraufhin aber Dario schwerer wie es Fabians Gegner ein Brett weiter vorne tat. Dario bewies allerdings Übersicht und nach Zug 40 gab Bösch zwei Züge vor dem Matt auf.

Das 5-1 täuschte etwas über den tatsächlichen Verlauf hinweg, der Mannschaftssieg war aber doch nie ernsthaft in Gefahr.

Am Sonntag hatte man es man Liganeuling Sonnenberg aus Nüziders zu tun.
IM Dennis Breder ließ seinem aus Nicaragua stammenden aber schon lange im Ländle wohnenden Gegner Carlos Quintero Ortega keine Chance. Er platzierte einen Läufer auf f6 was Schwarz jede Hoffnungen nahm jemals zu rochieren. Quintero sah sich gezwungen einen Turm für diesen starken Läufer zu geben. Am Verlauf änderte es nichts, Dennis tauschte Figur um Figur ab. Das Endspiel war schlussendlich leicht zu gewinnen.
FM Benjamin Kienböck hatte gegen Emilio Flir hart zu kämpfen. Benjamin spielte mit Schwarz optimistisch seine Bauern nach vorne. Nach einem starken Damenmanöver war jedoch klar, dass die Bauern eher Schwächen als Stärken waren. Benjamin verlor zwei Bauern, von Kompensation keine Spur. Die Partie mündete in einem völlig verlorenen Turmendspiel. Benjamin bewies jedoch einmal mehr, dass er ein Schüler von Guntram Gärtner ist und kämpfte zäh weiter. Der Gewinnpfad wurde für Flir schmaler und schmaler. Nachdem Flir von diesem abgekommen war, standen alle drei Ergebnisse zur Diskussion. Und Flir ließ sich schließlich auch noch den anderen halben Punkt abnehmen. Benjamin hatte zwei Freibauern auf der 2. Reihe, beide gleichzeitig zu halten war nicht möglich.
60 Züge lang musste Emilian Hofer gegen Mario Leitgeber sein schachliches Können zeigen. Im Gegensatz zu Benjamin war die Frage jedoch nur ob sich Emilian den vollen oder nur den halben Punkt holen könne. Leitgeber sah sich gezwungen in ein Springerendspiel mit gleich vielen Bauern abzuwickeln. Die Position der Bauern gab Emilian jedoch leichtes Spiel. Er schob seine Bauern immer weiter nach vorne, schließlich ließ sich die Umwandung einer der Bauern in eine Dame nicht verhindern.
Zum dritten Mal an dem Wochenende hatte FM Fabian Matt die schwarzen Farben, dieses Mal gegen Jonas Loretz. Mit dieser Partie dürfte er aber deutlich zufriedener als mit den Partien an den Tagen zuvor gewesen sein. Auch hier war es eine Partie, in der es nur die Resultate Sieg oder Remis gab. Fabian hatte einen Bauern mehr, ein Freibauer auf c7 gab Loretz gewisse Gegenchancen. Nachdem er sich den c7-Bauern einverleiben konnte, hatte Fabian leichtes Spiel.
Coach Philipp Lins hatte seinen Saisoneinstand gegen Vikor Guba. Philipp wählte gegen die Gründfeldindische Verteidung eine Aufstellung mit g3 und Läufer auf g2. Guba gelang es nicht einen der notwendigen Gegenstöße c5 oder e5 anzubringen. Die Folge war, dass er von Philipp hineingedrückt wurde. Als sich die Stellung öffnete, war die schwarze Königsstellung stark geschwächt. Als (mindestens) eine Figur verloren ging, hatte Guba genug gesehen.
Der jüngste im Sonnenberger Team, Gazwan Maymo, verhinderte gegen Stefan Greußing den Emser 6-0 Sieg. Nach der Eröffnung hatte Stefan mit Schwarz mehr oder weniger ausgeglichen, nach einem unmotivierten Königszug und einem die Stellung stark schwächenden Bauernzug kippte die Partie jedoch in die Richtung des Walgauers. Maymo gab zwar Stefan noch gewisse Chancen die Stellung zu überleben, die schwarze Stellung war aber stark geschwächt und deshalb schwer zu spielen. Nach Damentausch fiel die schwarze Stellung auseinander, mit Qualität weniger gab Stefan auf.

Am Ende stand ein weiteres 5-1 auf dem Papier, auch hier hätte der Sieg knapper ausfallen können, der Sieg stand jedoch nie in Zweifel.

Mit 4 Punkten und 12.5 Brettpunkten findet man sich auf Rang 2 wieder, nur Götzis konnte alle drei Wettkämpfe für sich entscheiden. Da heuer nur 11 Mannschaften am Start sind (ein zwölftes Team ließ sich weder aus Vorarlberg noch Tirol oder Salzburg finden), sind die Ergebnisse immer mit etwas Vorsicht zu genießen, da nicht alle Mannschaften gleich viele Wettkämpfe bestritten haben.

Detailergebnisse, Partien und Tabellen