Das war die Stellung von Alexander Naumann gegen Anthony Kosten nach dem 31. Zug von weiss. Alles wartete auf den krönenden Abschluß einer blendend gespielten Partie. Fritz bewertet die Stellung nach dem logischen 31. ... Td1+ mit +10. Nach 31. ... Db1 gefriert jedoch das Blut in den Adern der entsetzten Zuseher im Hohenemser Klubheim. In Zeitnot hatte Alex den Hammer 32. Lc4+ mit anschließendem Matt übersehen. Statt des erhofften Ausgleichs stand es 0:2 und statt eines durchaus möglichen 3:3 Unentschiedens ging der Wettkampf verloren.
Christoph Karner hatte für die frühe Führung für Holz Dohr in seiner Partie gegen Guntram Gärtner gesorgt. Ihm gelang eine Partie wie aus einem Guß. Guntram hatte einen jener Tage erwischt, an dem das Geschehen einfach an einem vorbeiläuft, ohne daß man weiß, wo man danebengegriffen hat. Die Stellung ist bereits nach dem 15. Zug deutlich vorteilhaft für weiss und nach dem sich der König mit 15. ... Kf8 zu Fuß in Richtung Königsflügel aufmacht, läuft die Partie weiter wie auf einer schiefen Ebene bis zur unvermeidlichen und raschen Aufgabe. Eine Alternative wäre hier eventuell 15. ... Lh5 gewesen, doch auch dann hat weiss nach 16. Lh5: Th5: 17. g6 starke Initiative und für schwarz ist kein Gegenspiel zu sehen.
Milan Novkovic gelang es gegen Manfred Freitag mit unauffälligen aber feinen Manövern ein spürbares Übergewicht zu erzielen. Nach 39. Sf3 fürchtet Freitag den Springerzug nach g5 und zieht 39. ... h6. Danach schlägt Milan aber den Bauern auf d6 und die schwarze Stellung bricht schnell zusammen. Hätte schwarz im 39. Zug den weissen Bauern auf d5 genommen und das Springerschach zugelassen, hätte weiss weiter die Initiative behalten, die Chancen für schwarz wären aber vielleicht besser gewesen. Der Wettkampf steht nur noch 2:1 für Holz Dohr und die verbleibenden Partien versprachen bei optimalem Verlauf vielleicht doch noch ein Mannschaftsremis. Es kam jedoch anders.
Valery Atlas hatte nach gutem Spiel eine sicher nicht schlechtere Stellung gegen Stefan Kindermann erreicht. Kindermann hatte eben 31. ... a5 gezogen und Valery bot mit 32. Dg5 den Damentausch an. Vielleicht war das die Wende in der Partie. Kindermann wickelte in ein Leichtfigurenendspiel ab, schaffte sich einen freien a-Bauern und bekam schließlich ein gewonnenes Bauernendspiel. Zwischenstand: 1:3, damit war die erste Hohenemser Niederlage in dieser Saison besiegelt.
David Baramidze auf Brett 2 konnte der leichte Vorteil, den sein Gegner über weite Strecken der Partie hatte, nicht aus dem Konzept bringen. Er verteidigt sich umsichtig bis zum Schluß, schließlich blieb weiss nichts anderes übrig, als Zugwiederholung - siehe Schlußstellung. Ihm gelingt damit gegen den starken 2600-er-Mann Vladimir Baklan eine Resultatsverbesserung.
Die längste Partie an diesem Tag spielen Jan Gustafsson und Alexander Beljawsky. Jan drückt der Partie über weite Strecken seinen Stempel auf und er gewinnt im Mittelspiel auch einen Bauern. Beljawsky stürmt aber mit den Damen am Brett mit all seinen Königsbauern nach vorne und alle seine Figuren stehen sehr aktiv. Auch Jans Läuferpaar hilft nichts, nach dem 59. Zug endet die Partie ebenfalls nach Zugwiederholung remis. Alexander Beljawsky wird ab Samstag in Wijk aan Zee im Großmeisterturnier B zusammen mit zwei anderen Spielern aus der Österr. Bundesliga, Zoltan Almasi und Klaus Bischof, vor einer neuen Herausforderung stehen.
Hohenems ist mit der 2:4 Niederlage auf Rang 4 abgerutscht, neuer Tabellenführer ist Styria Graz nach einem 4:2 Sieg gegen die Klagenfurter. Holz Dohr liegt nun ebenfalls einen Punkt vor uns. Anschluß an die Spitze gefunden hat auch Ansfelden nach einem 5,5 : 0,5 gegen Tschaturanga. Die Sensation der Runde lieferte aber Wulkaprodersdorf mit einem Kantersieg gegen Schwarzach im selben Ausmaß. Der Aufsteiger aus dem Burgenland liegt damit nur mehr einen halben Punkt hinter Hohenems. Götzis kämpfte gut und zäh, ehe gegen Maria Saal doch die 2:4 Niederlage feststand. Einen knappen 3,5:2,5 Sieg gelang Fürstenfeld gegen die Heimmannschaft aus Jenbach. Vizemeister Schwarzach, diesmal nur mit 2 GM`s angetreten rutschte durch die unglaubliche 0,5:5,5 Niederlage tief in die Abstiegsränge und gesellt sich damit zu Tschaturanga und Götzis.