Versöhnlicher Abschluß des 22. European Club Cups 2006 in Fügen für den Schachklub Hohenems. Der Internationale Meister Valery Atlas holt mit 5,5 Punkten aus 7 Partien den 3. Rang in der Brettwertung auf dem 2. Brett. Damit durfte bei der Siegerehrung der besten Vereinsmannschaften Europas und der besten Einzelspieler auf den Brettern 1-6 immerhin auch ein Österreicher die Bühne der Festhalle in Fügen betreten. Die Mannschaft SK Hohenems plazierte sich bei 56 teilnehmenden Teams auf dem 34. Endrang und erreichte damit nicht ganz den Setzplatz 28.
Abgesehen vom großartigen Brettergebnis für Valery Atlas erfüllten sich in den letzten 4 Runden die Wünsche der Hohenemser allerdings nicht. Zunächst gelang in Runde 4 ein sicherer 4 : 2 Sieg gegen die finnische Mannschaft Matinkyla Chess Club Espoo. Die beiden Spitzenbretter siegten, während sich hinten alle anderen mit einem Remis schadlos hielten. Der Punktestand war nun mit 4 : 4 ausgeglichen und mit dem Gefühl, nun ins Turnier gefunden zu haben ging man mit viel Optimismus an die nächsten Aufgaben.
In Runde 5 wurde uns mit Hilsmark Kingfisher aus England eine in etwa gleichwertige Mannschaft zugelost. Entsprechend dramatisch verliefen die Partien. Auf allen Brettern wurde sehr hart gerungen und die meisten Partien waren auch nach 3-4 Stunden noch auf des Messers Schneide. Dann passierte zunächst auf Brett 6 bei Robert Thoma - er war nach 5 Jahren berufsbedingter Abwesenheit wieder erstmals bei einem bedeutenden Bewerb mit dabei - ein spielentscheidender Fehler. Eine vermeintlich unverlierbare Stellung ging verloren, das Verhängnis nahm seinen Lauf. Heinz Grabher stand zwar mit einem Minusbauern schon länger unter Druck, die Verteidigungschancen schienen aber intakt zu sein. Lawrence Cooper verwandelte jedoch ein Damenendspiel in ein gewonnenes Bauernendspiel 3 gegen 2. Zu allem Unglück geriet auch Guntram Gärtner gegen Jovanka Houska trotz verzweifelter Gegenwehr immer mehr in die Defensive. Der sich opfernde schwarze g-Bauer versetzte schließlich dem weissen Monarchen den Todesstoß. Der Hohenems-Sechser war damit auf Achtern vollends abgesoffen, da war vorne nur mehr eine Resultatskorrektur durch eine Glanzleistung von Valery Atlas und zwei Remis durch Milan Novkovic und Michael Bezold möglich.
Diese Niederlage sollte in Runde 6 gegen ein weiteres finnisches Team, Joensuun Shakkikerho, wieder augebügelt werden. Auf Grund des um durchschnittlich 100 ELO-Punkte höheren Mannschaftsschnitts machten wir uns mit begründetem Optimismus an die Aufgabe. Bald ergaben sich auch gute Stellungen auf mindesten 4 Brettern, lediglich bei Michael Bezold war nach einer etwas verunglückten Eröffnungsbehandlung schon ordentlich Sand im Getriebe. Der Mannschaftssieg schien nur mehr eine Frage der Zeit zu sein. Den ersten Schock gab es dann aber in der Partie von Milan Novkovic gegen Aleksandr Volodin. Selbst nach dem Einstellen eines ganzen Turmes stand Milan noch auf Gewinn, verpaßte aber diesen noch zweimal und willigte schließlich in en Remis ein. Kurz darauf passierte Robert Thoma das selbe Missgeschick. Zwei Gewinnfortsetzungen wurden verpaßt, dannach rettete sich der Gegner in ein Dauerschach. Böse Ahnungen kamen auf, als die gute Stellung von Heinz Grabher (in der Analyse wurde mehrmals der Gewinn nachgewiesen) sogar noch verloren ging. Anstatt 3 : 0 vorne lagen wir 1 : 2 hinten. Guntrams Stellung war ausgeglichen und Michael Bezolds Gegner gab sich keine Blöse mehr. Die Aussenseiter aus dem Land des Pisasiegers lagen uneinholbar mit 3,5 : 1,5 in Führung. Valery rang in einem sehenswerten Turmendspiel Sergei Ivanov nieder, mehr als eine Resultatskorrektur war das aber nicht.
Damit war das Turnier verdorben, denn mit 4 von 12 möglichen Mannschaftspunkten war uns eine Schlußrunde in den hinterern Regionen sicher. Und so kam es auch. So wie in der ersten Runde spielten wir zum Abschluß gegen eine irische Mannschaft, eine nordirische um genau zu sein: Belfast. Und so wie in Runde 1 siegte Hohenems in dem ungleichen Kampf sehr hoch 5,5 : 0,5. lediglich Robert Thoma willigte schon relativ früh in ein Remis ein, auf den anderen Brettern war der Widerstand der Nordiren bald gebrochen.
Trotz 22,5 Brettpunkten (+3) und abgesehen von den beiden Kantersiegen in Runde 1 und Runde 7 und des soliden 4 : 2 in Runde 4 blieben viele Chancen ungenutzt. Milan Novkovic mußte wegen einer Nebenhöhlenentzündung mit Antibiotika behandelt werden und war dadurch sichtlich gehandicapt. Guntram Gärtner und Heinz Grabher litten unübersehbar unter der mangelnden Spielpraxis und blieben hinter den Erwartungen zurück. Für Robert Thoma war nach langer Spielpause der Einstieg in ein solches Turnier nicht leicht. Die Lust am Schach ist aber wieder sichtlich geweckt und somit hat der Kurzeinsatz seinen Zweck vollauf erfüllt. Dmitry Atlas war erstmals beim Europacup dabei und blieb in 4 Runden ungeschlagen. Er darf mit seinem Ergebnis sehr zufrieden sein. GM Michael Bezold spielte bis auf die Niederlage gegen Kiik solide und erreichte eine ELO-Performance von 2500. Herrausragender Spieler des Teams war mit dem Gewinn der Bronzemedaille in der Brettwertung auf Brett 2 Valery Atlas. Er spielte auf GM-Niveau, lediglich die unglückliche Auslosung verhinderte von vorne herein eine mögliche weitere GM-Norm.
Die Europacupsieger 2006 heissen Mika Yerevan aus Armenien bei den Frauen und Tomsk-400 aus Russland bei den Männern.
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